Montag, 4. März 2019

Buchrezension: Simone St. James - Die schwarze Frau

Inhalt:

Vermont 1950. Idlewild Hall ist ein Ort für Mädchen, die keinen anderen Platz in der Gesellschaft haben. Abends erzählen sich die Schülerinnen Schauergeschichten von der "schwarzen Mary". Doch als eines Nachts eine von ihnen unter mysteriösen Umständen ums Leben kommt, wird der Schrecken real. 2014 ist das Internat eine Ruine, aber die Journalistin Fiona Sheridan kann nicht von Idlewild Hall lassen: Hier wurde vor 20 Jahren ihre Schwester ermordet. Als man bei Renovierungsarbeiten eine weitere Mädchenleiche findet, beginnt Fiona zu recherchieren. Dabei rührt sie an dunkle Geheimnisse, die besser für immer verborgen geblieben wären. 

Rezension: 

Fiona Sheridans ältere Schwester Deb wurde vor 20 Jahren ermordet und ihre Leiche auf dem Grundstück von Idlewild Hall gefunden. Idlewild Hall war ein Mädcheninternat, das von 1919 bis 1979 bestand. Seit über dreißig Jahren stehen die Gebäude leer, weshalb umso verwunderlich ist, dass sich nun im Jahr 2014 eine Investorin gefunden hat, die dort, wo es seit Jahrzehnten spuken soll, wieder in Internat für Mädchen eröffnen möchte, wo es in der Gegend um Barrons keinen Bedarf für eine solche schulische Einrichtung gibt. Fiona ist Journalistin, leidet bis heute unter dem frühen Tod ihrer Schwester und möchte vor allem aus persönlichen Gründen einen Artikel über Idlewild Hall schreiben. Als dann bei den Bauarbeiten eine Mädchenleiche gefunden wird, ist Fiona bei ihrem journalistischen Ehrgeiz gepackt und erfährt bei ihren Recherchen von vier Freundinnen, die 1950 in dem Mädcheninternat gewohnt haben und von denen eine die 15-jährige Französin Sonia Gallipeau ist, die spurlos verschwunden war und deren Leiche nun gefunden wurde. 

Der Roman handelt auf zwei Zeitebenen, in der Gegenwart im November/ Dezember 2014 aus der Sicht Fionas und in der Vergangenheit im Winter 1950 abwechselnd aus der Perspektive einer der vier Freundinnen. Die Geschichte vermittelt durch die Jahreszeit und die gruselige Stimmung in dem Anwesen von Idlewild Hall, das von dem Geist von Mary Hand heimgesucht wird, eine düstere, aber sehr stimmige Atmosphäre. 

Die Schicksale der Mädchen auf Idlewild Hall, die exemplarisch durch die vier Freundinnen vermittelt werden, sind anrührig, da es sich bei allen um ausgegrenzte, von den Familien aus unterschiedlichen Gründen verstoßene Kinder handelt, die in vielen Fällen traumatisiert waren und in dem Internat alles andere als herzlich behandelt worden sind. So ist auch Fionas Ansinnen, die den Tod der eigenen Schwester nicht verwunden hat, nachvollziehbar, mehr über das Schicksal der ihr unbekannten Sonia zu erfahren, deren Verschwinden nie als Verbrechen deklariert und aufgeklärt wurde. Unweigerlich vermischt sich dabei ihre eigene Geschichte, denn Unregelmäßigkeiten bei den Ermittlungen im Jahr 1994 lassen die Polizeiarbeit aufgrund von Korruption, Standesdünkel, Willkür und Vertuschung in einem fragwürdigen Licht erscheinen.  

Die beiden Erzählebenen sind fließend miteinander verbunden und haben beide das mystische Erscheinen von Mary Hand gemeinsam, die auch 2014 noch nicht in Frieden zu ruhen scheint. 
"Die schwarze Frau" ist eine sehr gelungene Mischung aus Drama, Kriminalgeschichte und Mysterythriller, der durch den immer tieferen Einstieg in die Vergangenheit von Idlewild Hall, die Aktenrecherche und dem Suchen nach Zeitzeugen spannend erzählt ist und bis zum Ende fesselt, bis die Wahrheit über das ungeklärte Verschwinden der 15-Jährigen nach über sechzig Jahren ans Licht kommt und auch Fiona endlich alle Hintergründe zum Mord an ihrer Schwester in Erfahrung bringen kann. 



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