Samstag, 23. März 2019

Buchrezension: Hannah Richell - Pfauensommer

Inhalt: 

Das verschlossene Zimmer im verstaubten Westflügel von Cloudesley Manor scheint vergessen. Nur die 86-jährige Lillian weiß, was dort geschah. Nur sie weiß um die dramatischen Ereignisse jenes verhängnisvollen Sommers, die ihr Leben unwiderruflich veränderten. 
Sechzig Jahre später kommt Lillians Enkelin Maggie nach Cloudesley und die Mauer des Schweigens beginnt zu bröckeln. Maggie, deren Herz sich nach Heilung sehnt, taucht in die düsteren Geheimnisse des Landguts ein. Wird sie die Geschichte ihrer Familie entwirren, bevor sie alles, was ihr viel bedeutet, verliert?

Rezension: 

Maggie kehrt von Sydney nach Cloud Green in England zurück, wo die Stiefmutter ihres Vaters, die sie großgezogen hat, allein auf dem Anwesen Cloudesley Manor lebt und sich nach einem Unfall gerade im Krankenhaus befindet. Für Maggie ist die Rückkehr nicht leicht, denn sie wird nach ihrem fluchtartigen Aufbruch im vergangenen Jahr, der einige Einwohner der Kleinstadt vor den Kopf gestoßen hat, argwöhnisch beäugt. Nach Lillians Entlassung beschließt Maggie dennoch, sich um sie zu kümmern und stellt dabei fest, in welch denkbar schlechtem Zustand das Herrenhaus ist. 

1955 lebt die junge Lillian auf Cloudesley Manor wie in einem goldenen Käfig. Vor vier Jahren hatte sie Charles Oberon geheiratet, der verwitwet ist und einen kleinen Sohn hat. Sie könnte glücklich sein, so einen wohlhabenden Ehemann zu haben, der auch für die Pflege ihrer behinderten Schwester aufkommt, zudem liebt sie Albie wie ihren eigenen Sohn. Doch Charles ist nicht der verletzliche, liebende Ehemann, denn sich Lillian erträumt hat, sondern entpuppt sich zunehmend als Despot. Da engagiert er eines Sommers den Künstler Jack, um das ehemalige Kinderzimmer im Westflügel mit Fresken zu gestalten, mit dem Lillian eine Affäre eingeht, die tragische Folgen haben wird.

"Pfauensommer" wieder so ein Roman, der auf zwei Zeitebenen handelt, abwechselnd aus der Sicht einer der handelnden Protagonistinnen zu lesen ist und bei dem ein Familiengeheimnis aufgedeckt wird. Ich lese gerne solche Geschichten, in denen Vergangenheit und Gegenwart miteinander verwoben werden, aber diese Erzählung konnte mich weder auf der einen noch auf der anderen Zeitebene wirklich packen. 
Die Geschichte Lillians ist sehr melodramatisch angelegt und auch wenn man verstehen kann aus welchen Gründen sie sich in der schrecklichen Ehe mit Charles gefangen fühlt, ist nicht nachvollziehbar, warum sie auf Cloudesly Manor verbleibt und sich kopflos in eine Affäre mit dem Maler stürzt. Die Liebesgeschichte der zwei ist denkbar kitschig und entwickelte sich für mich zu abrupt mit der beschriebenen Leidenschaft. Lillians Opferhaltung war selbst unter Berücksichtigung der damaligen Verhältnisse zu viel für mich. 
Maggie blieb mir zu blass, ihre vergangenen Fehler passten für mich nicht zum Rest der Geschichte, hätten aber durchaus Platz für einen eigenen Roman gehabt. 

Ich empfand die Geschichte als langatmig und vermisste in beiden Zeitebenen die Spannung. Der Plot plätscherte dahin und das verschlossene Zimmer, das so viel Platz für Rätselhaftigkeit und Nachfragen - gerade für Maggie in der Gegenwart - bot, spielte lediglich am Ende eine Rolle, als der tragische Höhepunkt des verhängnisvollen Sommers 1955 entlarvt wird. 








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