Freitag, 10. August 2018

Buchrezension: Sybil Volks - Die Glücksreisenden

Inhalt:

Ausgerechnet zum großen Fest in Haus Tide – Inge Boysen wird 80, ihre Enkelin 18 - hat sich Komet "Fortune" über der Nordseeinsel angekündigt. Eine ungewöhnliche Festgesellschaft versammelt sich im alten Haus hinter dem Deich: Familie Boysen, geladene und ungeladene Gäste, Glücksritter, Spinner und Sternengucker. Die einen hoffen, »Fortune« verheiße Fülle und Freuden, andere sehen den Weltuntergang nahen, Inge stellt für alle Fälle Champagner kalt.
Das Himmelsereignis setzt eine Reise in Gang: Inge, ihre Kinder und Kindeskinder, Nachbarn, Postbote, Astronom und Vogelwartin – sie alle machen sich auf, ihr Glück zu suchen, zu finden und notfalls zu erfinden. Und Sohn Boy, der mit einer waghalsigen Wette das Elternhaus gerettet hat, muss erleben, wie schnell das Blatt sich wieder wendet – für ihn, Haus Tide und die ganze Familie.

Rezension:

Inge Boysen wird 80 Jahre alt. Ihr Geburtstag fällt zeitgleich auf den Tag, an dem der Komet "Fortune" auf der Nordseeinsel erwartet wird, ihre Enkelin Inka wird einen Tag später 18 Jahre alt. Die vierfache Mutter Inge erwartet ihre gesamte Familie, ihre Kinder mit (Ex-)partnern und Enkelkinder, um gemeinsam zu feiern. 

Mir war zunächst nicht bewusst, dass es sich bei "Die Glückreisenden" um die Fortsetzung des Romans "Wintergäste" handelt, was schade ist, da jede einzelne Figur dieser Familiengeschichte so interessant ist, dass ich sie gerne schon mit dem ersten Band kennengelernt hätte. Ganz nebenbei erfährt man als unwissender Leser, was sich im ersten Teil, der wenige Monate zuvor, rund um den Jahreswechsel spielt, ereignet hat, so das man keine Schwierigkeiten hat, die sich aus diesen Ereignissen resultierenden Entwicklungen und Personenkonstellationen zu durchdringen. 

Im Haus Tide lebt derzeit Tochter Gesa, die in der Neujahrsnacht erneut Mutter wurde - nicht von ihrem Ehemann Jochen, mit dem sie zwei Kinder hat, sondern von ihrem Geliebten Matteo. 
Weiterhin lebt dort Inges Schwiegertochter Kerrin, die keine Kinder bekommen konnte und deren Ehemann Enno sich nach einer überstandenen Tumorbehandlung auf Weltreise auf einem Kreuzfahrtschiff befindet. Kerrin hat Angst davor, Adoptivtochter Inka an ihrem 18. Geburtstag mitzuteilen, wer ihre leiblichen Eltern sind. 
Die zweite Tochter Berit lebt in Hamburg, hat gerade ihren Job verloren und hat Bindungsängste. Sie wird mit ihrer Freundin Johanna zum Geburtstag ihrer Mutter auf die Insel fahren. 
Der zweite Sohn Boy ist Schiffsmusiker und noch unterwegs aus Chile. Sein Plan ist es, die Familie zu überraschen und das Haus Tide mit Hilfe einer gewonnen Wette vor dem finanziellen Ruin zu bewahren und damit das Erbe zu retten. 

"Die Glücksreisenden" enthält neben der Rahmenhandlung des Erbes von Haus Tide und dem zu befürchtenden Kometenaufprall an Inges Geburtstag aufgrund der zahlreichen handelnden Personen viele Einzelgeschichten, die alle ihren notwendigen Raum bekommen. Über die Perspektivenwechsel kommt man den Protagonisten nahe und kann ihre widerstreitenden Gefühle nachvollziehen. Jeder hat seine eigenen Sorgen und Probleme und dennoch sind sie durch das Band der Familie miteinander verknüpft. Was die vier Geschwister und ihre Partner zudem verbindet, ist ihre jeweilige Suche nach dem individuellen Glück. Dabei gilt es, Ängste zu überwinden und Risiken einzugehen sowie belastende Geheimnisse zu lüften. 

Die Charaktere sind exzentrisch, aber nicht übertrieben und wirken deshalb authentisch. Die Geschichte fesselt, da man wissen möchte, welche Entscheidungen die Protagonisten treffen und wie es mit dem Haus Tide, seinen Bewohnern und Erben zukünftig weitergehen wird. Haben die bestehenden Partnerschaften noch eine Chance oder ist es Zeit für etwas Neues? Wird Boy neben der Rettung des Erbes mit einer weiteren Enthüllung aufwarten? Wie wird Inka ihre Herkunft annehmen?

"Die Glücksreisenden" ist ein Roman über die Familie Boysen, die erneut zu einem feierlichen Fest vor dem Hintergrund der Weltuntergangsstimmung zusammenkommt,wobei es für das bessere Verständnis, der Einzelschicksale von Vorteil ist, wenn man den Vorgänger "Wintergäste" gelesen hat, jedoch nicht zwingend erforderlich. 
Sybil Volks erzählt mit feinem Humor und verwendet eine bildhafte , aber dennoch eingängige Sprache mit Zitaten und klugen Sätzen, die im Gedächtnis bleiben. 



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