Mittwoch, 15. August 2018

Buchrezension: Beatriz Williams - Die letzten Stunden des Sommers (Die East-Coast-Reihe, Band 4)

Inhalt:

Pepper Schuyler war schon immer eine Klasse für sich – und das sind auch die Probleme, mit denen sie sich im Herbst 1966 konfrontiert sieht. Nachdem sie einen alten Mercedes Roadster restauriert und versteigert hat, hofft sie auf eine sichere Zukunft für sich und ihr ungeborenes Baby, das Ergebnis einer Affäre mit einem einflussreichen, verheirateten Politiker. Doch die Käuferin Annabelle Dommerich hat ganz eigene Geheimnisse, und als sie Pepper unerwartet in ihr Haus in Florida einlädt, offenbart sich nach und nach die erstaunliche Herkunft des Wagens – und mit ihr die dramatische Geschichte einer Flucht aus Europa vor dem Zweiten Weltkrieg und einer Liebe, die noch dreißig Jahre später alles verändern wird.

Rezension: 

"Die letzten Stunden des Sommers" ist Band 4 der East-Coast-Reihe. Im Gegensatz zu den Bänden 2 und 3, die nicht unmittelbar an den Vorgängerroman anschließen, handelt es sich bei Band 4 um die Fortsetzung von Band 3, die nahtlos im Jahr 1966 weitererzählt wird, wobei Pepper Schuyler in den Fokus rückt, die am Ende von Band 3 ungewollt schwanger war. 

Vater des Kindes ist ein prominenter, verheirateter Politiker. Pepper hatte beschlossen, das Kind zu behalten und flüchtete vor dem Senator und ihren Eltern zunächst zu ihrer Schwester Tiny. Dort restaurierte sie einen Mercedes Roadster aus den 30er-Jahren, den sie in einer Scheune in Cape Cod gefunden hatte. 
Annabelle Dommerich kauft ihr den Oldtimer für eine stolze Summe ab, das Fahrzeug, mit dem sie vor knapp 30 Jahren aus Deutschland geflohen war, und lädt Pepper zu sich nach Cocoa Beach ein. Annabelle verschwindet dort spurlos und lässt Pepper unwissend zurück. Zusammen mit Annabelles Sohn Florian begibt sie sich auf die Suche nach Annabelle und erfährt so mehr über ihre Lebensgeschichte und ihre Wahl zwischen zwei Männern, dem jüdischen Widerstandskämpfer Stefan Silbermann und dem deutschen General Johann von Kleist. 

Der Roman schildert abwechselnd die Gegenwart im Jahr 1966 an der Ostküste der USA aus der Perspektive Peppers und in der Vergangenheit die Jahre 1935 bis Ende der 30er-Jahre aus der Ich-Perspektive der zunächst 19-jährigen Annabelle an der französischen Riviera. 

Während die Gegenwart schon aufgrund der etwas flatterhaften Persönlichkeit von Pepper unbeschwerter und situationsbedingt amüsant zu lesen ist, berührt das Schicksal von Annabelle mehr. Die Umstände zu Beginn des Zweiten Weltkrieges in Frankreich und später in Nazideutschland sind sehr eindringlich dargestellt und die tragische Liebesgeschichte wirft den Leser selbst in ein Wechselbad der Gefühle. Einerseits ist man ergriffen vom Schicksal der handelnden Personen und einer Liebem die aufgrund der historischen Widrigkeiten zum Scheitern verurteilt war und ärgert sich andererseits über die verpassten Chancen und falsche Entscheidungen, die getroffen wurden, da die geschichtliche Entwicklung, die willkürliche Diktatur, für die Liebenden so nicht vorherzusehen war. 
Kennt man alle Hintergründe, ist die Entstehung der Freundschaft zwischen den beiden ungleichen Frauen schlüssig. Spannend ist zum einen, wie sich die Dreiecksbeziehung in den späten 30er-Jahren entwickelt und warum Annabelle 1966 ohne ein Wort mit dem Mercedes Roadster weggefahren ist. 

"Die letzten Stunden des Sommers" ist ein gelungene Abschluss der East-Coast-Reihe, turbulent, romantisch, geheimnisvoll und tragisch eingebettet in die historischen Ereignisse der Jahre vor und während des Zweiten Weltkrieges in Europa. 

Auch wenn die Geschichte der Schuyler-Schwestern Vivian, Tiny und Pepper zu Ende erzählt ist, ist im englischsprachigen Raum mit "The Summer Wives" kürzlich ein Roman erschienen, der von Miranda Schuyler, einer entfernten Verwandten der Schwestern handelt un in den 50er-/ 60er-Jahren auf Long Island spielt. 


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