Freitag, 4. Mai 2018

Buchrezension: Katharina Herzog - Zwischen dir und mir das Meer


Inhalt: 

Wenn das Leben dir Zitronen gibt, mach Limoncello daraus!

Lena führt ein zurückgezogenes Leben auf Amrum. Sie sammelt Meerglas am Strand, das sie zu Schmuck verarbeitet. Damit möchte sie sich etwas von dem zurückholen, was ihr die See einst genommen hat: Vor fast 20 Jahren ist Lenas Mutter, eine gebürtige Italienerin, morgens zum Schwimmen gegangen und nie zurückgekehrt.
Als Lena eines Tages auf dem Heimweg den Italiener Matteo trifft, knistert es überraschend heftig zwischen den beiden. Aber am nächsten Morgen ist Matteo ohne ein Wort des Abschieds fort. Er hat eine Mappe zurückgelassen, in der Lena Fotos ihrer Mutter Mariella als junge Frau findet: so strahlend, wie Lena sie nie erlebt hat. Zusammen mit ihrer Schwester Zoe reist Lena an die Amalfiküste, um etwas über die geheimnisvolle Vergangenheit ihrer Mutter zu erfahren - und um Matteo, den Mann mit den meergrünen Augen, wiederzusehen...


Rezension:

Lena wohnt auf der Insel Amrum, wo sie in einem Hospiz arbeitet. Seit ihre Mutter vor fast 20 Jahren bei einem Badeunfall ums Leben gekommen ist, beschäftigt sich Lena mit dem Tod. 
Sie begegnet flüchtig dem attraktiven Italiener Matteo und möchte ihn näher kennenlernen. Als sie ihn in seinem Hotel aufsuchen möchte, ist er bereits abgereist und hat eine Mappe mit Fotos zurückgelassen. Sie erkennt auf diesen ihre Mutter Mariella wieder, die auf den Fotos so glücklich wirkte, wie sie Lena nie erlebt hat. 
Lena möchte nun endlich wissen, was Ende der 70er-Jahre vorgefallen ist, dass ihre Mutter ihre Heimat Italien verlassen hat und in Deutschland nie glücklich geworden ist. Zusammen mit ihrer Schwester Zoe reist sie an die Amalfiküste, um nach Verwandten zu suchen und trifft dort nicht nur zum ersten Mal auf ihren Großvater Antonio, sondern sieht auch Matteo wieder. 

"Zwischen dir und mir das Meer" wird überwiegend aus der Sicht der etwas unsicheren Lena erzählt. In Rückblenden erhält man Einblick in die Jugendjahre von Lenas Mutter, Mariella, von 1972 bis es zum Bruch mit ihrer Familie 1978 kam und sie als Aupair nach Norddeutschland gelangt ist. 
Lena ist ein Mensch, der ein eher beschauliches Leben auf Amrum führt und wenig aus sich heraus geht. Sie schleppt Probleme aus der Vergangenheit mit sich herum, die sie nicht verarbeitet hat. Ihre Schwester Zoe ist da Gegenteil von ihr. Sie ist sehr lebhaft, reist unbeschwert mit einem Rucksack um die Welt, genießt ihre Unabhängigkeit und lebt von einem Tag auf den nächsten. Zoe liebt es, zu flirten und steht gern im Mittelpunkt, wodurch sich Lena schon immer zurückgesetzt fühlte und worunter ihr Selbstbewusstsein leidet. 

Anders als das Cover und der lockere Spruch "Wenn das Leben dir Zitronen gibt, mach Limoncello daraus!" vermuten lässt, ist das Buch kein heiterer Sommerroman, sondern zunächst eher etwas melancholisch. Lena hat schon als kleines Mädchen ihre Mutter verloren, die wiederum ihre Heimat verlassen, die Gründe jedoch verschwiegen hat. Lena kennt ihre Familie mütterlicherseits gar nicht und weiß nicht, was in der Vergangenheit vorgefallen ist. Sie macht sich auch Gedanken darüber, ob der Tod ihrer Mutter wirklich ein Badeunfall war oder ob sie sich gar das Leben genommen hat. 
In Italien macht sie sich auf die Suche nach der Wahrheit und versucht mit Hilfe von Matteo etwas über die Vergangenheit ihrer beider Familien zu erfahren. Dabei kommt Lena auch ihrer Schwester Zoe näher, die viel lebhafter und lebensbejahender als sie selbst ist. 

Der Roman entführt den Leser nach Italien an die Amalfiküste, nach Neapel, die Zitronenhaine von Lenas Familie, Sizilien und Capri und weckt damit die Sehnsucht nach Urlaub und Sommer. 
Es geht um die Aufklärung der Vergangenheit und die Entwicklung von Lenas Persönlichkeit, so dass die Liebesgeschichte nur eine untergeordnete Rolle spielt. 
Man begleitet Lena, einen Nebencharakter aus "Immer wieder im Sommer", auf den Spuren der Vergangenheit. Lena muss endlich erfahren, was mit ihrer Mutter passiert ist, was dazu geführt hat, dass sie ihr geliebtes Italien verlassen hat und mit ihrer Familie gebrochen hat. Erst dann kann Lena für sich einen Abschluss finden, ihr eigenes Leben leben, Vertauen fassen und sich für die Liebe öffnen. 

"Zwischen dir und mir das Meer" ist ein Roman über Familie, eine (unerfüllte) Liebe, eine komplizierte Schwesternbeziehung und eine Suche nach den eigenen Wurzeln. Ich hätte mir noch einen tieferen Einblick in Mariellas Gefühlswelt gewünscht, gerade weil man sie in Rückblenden als Teenager und junge Frau erlebt. Auch fand ich den Abbruch ihrer Beziehungen nach Italien nicht ganz nachvollziehbar und warum vor allem Lena nicht schon längst versucht hat, die zweite Hälfte ihrer Familie zu finden, um Frieden mit ihrer Mutter zu schließen, von der sie sich im Stich gelassen fühlte. Erst der Besuch Matteos auf Amrum hat dafür den Stein ins Rollen gebracht.  



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