Samstag, 26. Mai 2018

Buchrezension: Cecilia Lyra - Schwestern für einen Sommer


Inhalt: 

Könntest du deiner Schwester den schlimmsten Verrat verzeihen?

Die Sommer im Strandhaus ihrer Großmutter: Das war für die Halbschwestern Cassie und Julie die schönste Zeit ihres Lebens. Sie waren sich so nah. So, wie es nur beste Freundinnen, Komplizinnen, Vertraute sein können. Aber nach einer schrecklichen Tragödie vor fast fünfzehn Jahren gibt es nur noch Schweigen und Schmerz zwischen ihnen. Jetzt ist es der letzte Wunsch ihrer Großmutter, der sie zwingt, noch einmal einen gemeinsamen Sommer im Haus in den Hamptons zu verbringen. Werden sie sich den Familiengeheimnissen stellen, oder riskieren sie, einander für immer zu verlieren?


Rezension: 

Als ihre "Nana" stirbt, treffen die beiden Halbschwestern Cassie und Julie erstmals nach 15 Jahren bei der Testamentseröffnung aufeinander. Ihre gemeinsame Großmutter hat ihnen ihr Häuschen in Montauk vererbt, unter der Bedingung, dass die beiden einen Monat dieses Sommers - so wie früher als Kinder - gemeinsam verbringen und sich wieder annähern. 
Nach dem Tod von Cassies Mutter war das enge Band der beiden zerrissen, so dass die beiden Teenager, die sich mit neun Jahren kennenlernten und seitdem jeden Sommer gemeinsam bei ihrer Großmutter auf Long Island verbrachten, keinen Kontakt mehr miteinander hatten. 

Cassie hat einen unheimlichen Groll auf Julie, beneidet sie um ihr Aussehen und ihr scheinbar unbeschwertes Leben an der Seite eines reichen Ehemannes, während sie selbst  seit 18 Monaten "nur" die Lebensgefährtin eines verheirateten Mannes ist. Julie ist verschüchtert, verbirgt ein schreckliches Geheimnis vor ihrer Schwester und macht sich deshalb Vorwürfe. Als sie den Fehler begangen hat, war sie allerdings noch jung und hatte all die Jahre darunter gelitten, dass ihr Vater mit einer anderen Frau als ihrer Mutter verheiratet war und seine Familie "auf der anderen Seite", der er emotional nicht so nah stand, nie verlassen hat. 

Der Roman ist abwechselnd aus der Sicht von Cassie bzw. Julie geschrieben, so dass man schon in den ersten Kapiteln merkt, wie grundsätzlich unterschiedlich die beiden Halbschwestern sind. Cassie ist auf den ersten Eindruck die toughere von beiden, hat als Psychotherapeutin sogar ihre eigene Fernsehsendung, möchte sich nicht von einem Mann abhängig machen und steht mit beiden Beinen fest im Leben. Julie dagegen ist die verträumtere, romantische Schwester, die aufgrund ihres bezaubernden Aussehens, Jungen und Männer schon immer magisch anzog, und seit sie ein Teenager war unbedingt heiraten wollte. Noch auf dem College hat sie den etwas älteren Patrick geheiratet, der ihr materiell allen Luxus bietet, jedoch gefühlskalt ist und ihren Herzenswunsch nach gemeinsamen Kindern verwehrt. 

Das Buch ist emotional geschrieben, was aber auch gut zu den beiden Schwestern passte, die beide auf ihre Art eine schwierige Kindheit hatten, was insbesondere ihrem egoistischen Vater geschuldet war, der sich nie festlegen wollte, aber auch ihren schwachen Müttern, die sich so abhängig von einem Mann machten. Ihre Familienkonstellationen haben die Mädchen geprägt. Während Cassie sich nie binden wollte, hat Julie stets nach Geborgenheit gesucht. Als Halbschwestern freunden sie sich in den Sommern bei ihrer Großmutter trotz der unglücklichen Umstände an, bis es zu dem Zerwürfnis kommt. Erst durch die Initiative der Großmutter nähern sich die beiden langsam wieder an. Bis dahin ist das Aufeinandertreffen in Montauk zunächst distanziert und bald von Streitigkeiten geprägt. Erst als noch weitere Probleme auf die beiden einprasseln, die vor allem ihren nicht ganz glücklichen Beziehungen geschuldet ist, und sie sich gegenseitig unterstützen, merken sie wieder was sie aneinander haben. 

"Schwestern für einen Sommer" ist eine gelungene Mischung aus Beziehungsdrama, Familientragödie und Liebesgeschichte, die im Mittelteil etwas langatmig geschrieben ist und von Wiederholungen geprägt ist, da beide Perspektiven zu den selben Ereignissen geschildert werden. Die Annäherung und zu erwartende Versöhnung der Schwestern hätte nicht so in die Länge gezogen werden müssen. Am Ende kommen alle Konflikte aufs Tapet, was dem Roman zu neuem Schwung verholfen hat. 
Auch wenn der 600-Seiten-Roman etwas straffer hätte gefasst sein können, hat er mir vor allem aufgrund des einnehmenden Erzählstils der Autorin gut gefallen, die bei der lebhaften Beschreibung der unterschiedlichen Charaktereigenschaften der Schwestern große Erzählkunst bewiesen hat. 


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