Sonntag, 12. Juli 2015

Buchrezension: Andreas Izquierdo - Der Club der Traumtänzer

Inhalt:

Gabor Schoening sieht gut aus, ist erfolgreich, und die Frauen liegen ihm zu Füßen: Die Welt ist für ihn wie ein großer Süßwarenladen. Außerdem ist Gabor ein Mistkerl. Er schreckt vor nichts zurück, um seine Ziele zu erreichen. Doch dann fährt er mit dem Auto die Direktorin einer Sonderschule an. Und die kennt sich mit Schwererziehbaren wie ihm bestens aus. Als Wiedergutmachung soll Gabor fünf Sonderschülern Tango beibringen. Das Problem ist nur, dass alle Schüler einen IQ unter 85 und eigentlich keinen Bock auf Tanzen haben. Die Sache gerät außer Kontrolle: Die Kids stellen sein Leben auf den Kopf, sein ärgster Konkurrent wittert die große Chance, ihn aus der Firma zu drängen, und zu allem Überfluss verliebt er sich in eine Frau, die ihm nicht gleich zu Füßen liegt. Als eines der Tangokids schwer erkrankt, setzt Gabor alles auf eine Karte er wird diesen Jungen retten, egal, was er dabei aufs Spiel setzt.

Rezension:

Gabor Schoening ist auf den ersten Eindruck kein Sympathieträger, auch wenn er mit viel Charme punkten kann. Er ist beruflich und privat vor allem auf seinen eigenen Vorteil bedacht: Seine Karriere folgt an erster Stelle, sein Ego pflegt er mit Affären zu begehrten Frauen. Seine Freizeit verbringt er leidenschaftlich gern mit lateinamerikanischen Tänzen.

Ein folgenschwerer Verkehrsunfall, den er selbst abgelenkt von seiner Beifahrerin verursacht, stellt sein geordnetes Leben auf den Kopf. Bei dem Unfall wird Kathrin, die Direktorin einer Förderschule verletzt und erpresst Gabor fortan mit dem Wissen über eine Affäre Gabors mit der Ehefrau seines Chefs. Kathrin geht dabei so raffiniert vor, dass sie es schafft, Gabor dazuzubewegen, einer Schülergruppe Tanzunterricht zu geben, damit er seine Karriere retten kann. Sehr von sich und seinem Talent überzeugt, ahnt Gabor nicht, wie schwierig es werden wird, der in sich gekehrten Lisa, dem aufgekratzten Vinnie, der von den Eltern eingeschüchterten Jennifer, dem herzkranken Waisen Felix und dem gewaltgeneigten Marvin das Tanzen beizubringen...

Die Unterrichtsstunden, die zu Beginn nur wenig mit Tanzen zu tun haben, führen vor allem dazu, dass Gabor, ein erfolgreicher Unternehmensberater und bis dato sehr zuverlässiger Mitarbeiter, im Büro nicht mehr so präsent ist und auch Außentermine nicht pünktlich wahrnehmen kann - da kennt Kathrin kein Pardon.
Die fünf Kinder, die aus einer ganz anderen Welt als Gabor zu stammen scheinen und aus unterschiedlichen Gründen die Förderschule besuchen, kommen entweder aus schwierigen sozialen Verhältnissen, sind körperlich krank oder haben anderweitige Probleme, die ihnen das Leben erschweren.
Gabor ist kein Pädagoge und geht die Dinge sehr unkonventionell an. Wenn er anfangs noch denkt, die Jugendlichen seien schlicht "dumm", bekommt er bald ein Gespür für ihre Probleme und beginnt sich einzumischen, was weitere Probleme nach sich zieht. Da hilft es auch wenig, sein Image als Geschäftsmann mit diesem "Sozialprojekt" aufpolieren zu wollen.
Die Truppe rauft sich nach einigen Startschwierigkeiten aber zusammen und hat ein gemeinsames Ziel: ein Auftritt beim Schulfest im Sommer.

Betrachtet man die einzelnen Schicksale der Kinder, die im Verlauf des Romans zutage kommen, ist es ein bewegendes, fast trauriges Buch. Im Gegensatz dazu ist es aber so locker und lebendig geschrieben, wie die Kinder frei von der Leber sprechen. Oft musste ich über einzelne Szenen schmunzeln. So nennen ihn die Kinder statt des klangvollen Namens Gabor schlicht respektlos Gabi. Nach und nach merken sie jedoch, dass er nicht nur ein verpflichteter Tanzlehrer ist, sondern dass er bemüht ist, ihnen zu helfen, wenn er auch dabei ungewollt in so manches Fettnäpfchen tritt. Er gewinnt ihr Vertrauen und wird fast wie ein großer Bruder für sie. Und auch Gabor selbst schließt jedes Kind auf seine Art in sein Herz.

Der Roman ist bewegend und auch wenn er zum Teil ein wenig Schwarz-Weiß ist, vermittelt er etwas Positives und die Hoffnung, dass jeder Mensch die Möglichkeit hat, etwas zu bewegen bzw. das Beste aus seinem Leben herauszuholen, wenn er nur ein wenig Unterstützung bekommt.

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