Mittwoch, 21. August 2024

Buchrezension: Roman Voosen & Kerstin Signe Danielsson - Tode, die wir sterben (Ein Fall für Svea Karhuu und Jon Nordh, Band 1)

Inhalt:

Bei einem Drive-by-Shooting im Brennpunktviertel Hermodsdal wird ein Teenager erschossen. Polizeiführung und Presse legen sich schnell fest: ein weiterer tragischer Tiefpunkt in den landesweit eskalierenden Drogenbandenkriegen. Der undankbare Fall wird an den frischverwitweten Kommissar Jon Nordh und die strafversetzte nordschwedische Ermittlerin Svea Karhuu delegiert.
Schnell geraten die beiden zwischen die Fronten der brutal geführten Revierkämpfe um schnelles Geld, Macht, Ehre – und Vergeltung. Als der beste Freund des toten Jungen untertaucht, sieht es nach einem Verrat aus. Doch nach einem weiteren Mord überschlagen sich die Ereignisse und das ungleiche Ermittlerpaar muss innerhalb kürzester Zeit zu einem echten Team zusammenwachsen. Nordh und Karhuu kämpfen dabei nicht nur gegen einen unerbittlichen Gegner, sondern auch mit der Bürde der jeweils eigenen Vergangenheit. 

Rezension: 

Im sozialen Brennpunkt Malmös wird ein 13-jähriger Junge erschossen. Alles deutet darauf hin, dass das Kind bedauerliches Opfer eines Bandenkrieges wurde. Jon Nordh, Ermittler der Mordkommission, soll den Fall übernehmen und endlich ein Zeichen gegen die schwelende Bandenkriminalität setzen. An seine Seite wird ihm Svea Karhuu gestellt, die aus dem Norden nach Malmö zwangsversetzt wurde. 
Beide haben mit ihrer unmittelbaren Vergangenheit zu kämpfen, geraten aber als ein weiterer Mord passiert zunehmend unter Druck den Fall zu lösen. Da es sich bei dem zweiten Todesopfer erneut um eine Person mit Migrationshintergrund handelt, werden Vermutungen laut, dass es sich bei dem Schützen um einen "Lasermann 2.0" mit rechtsradikalem Hintergrund handeln könnte. 

"Tode, die wir sterben" ist der erste Band einer Krimireihe des Autorenduos Roman Voosen und Kerstin Signe Danielsson. Männliche Hauptfigur ist der verbitterte Witwer und alleinerziehende Vater Jon Nordh, der den Kriminalfall aus dem Milieu des Bandenkrieges nur aufgrund eines Deals mit seiner Chefin übernommen hatte. Als Gegenleistung verlangt er die Ermittlungsakte über den Unfalltod seiner Ehefrau. Weibliche Hauptfigur ist die ehemalige verdeckte Ermittlerin Svea Karhuu, die in Notwehr einen Kollegen getötet hat und deshalb in Stockholm in Verruf geraten ist. 

Da beide Figuren Wunden zu lecken haben, spielt neben den Ermittlungen in dem Kriminalfall auch das Privatleben zur Charakterisierung und zur Einführung der Figuren eine nicht unwesentliche Rolle. 
Dennoch ist der Kriminalfall spannend aufgebaut. Die Ermittlungen in einem Milieu aus rivalisierenden Banden, Organisierter Kriminalität und Kindern, die schon früh für kriminelle Zwecke missbraucht werden, sind schwierig. Zudem ist das Motiv des Täters nicht so offensichtlich wie es zunächst scheint, so dass die Tätersuche wiederholt ins Stocken gerät und Nordh und Karhuu in Rechtfertigungsnot geraten. Der Kriminalfall nimmt politische Dimensionen an, mit denen so nicht zu rechnen war.  

Die Tötung eines Kindes weckt Emotionen, genauso wie die Umstände aus Armut, Fremdenhass, sozialer Ungleichheit und Vorurteilen, in denen sich die Kriminalfälle bewegen. Mit Nordh und Karhuu treffen zudem zwei Charaktere auf einander, die von ihrer Herkunft und Erfahrung ungleich sind, was die Ermittlungen lebendig gestaltet. Als Ermittlungsduo müssen sie erst zusammenwachsen, weshalb sie mitunter getrennte Wege gehen und ihre eigenen Vermutungen anstellen. 

Ein zweiter Erzählstrang handelt von zwei Jungen aus dem Problembezirk und schildert eindringlich, wie schwierig der Aufstieg aus sozialen Milieus ist und wie vorgezeichnet die Lebensläufe dort überwiegend sind. 

Der Fall ist komplex und bis zur endgültigen Lösung nur schwer zu durchdringen, worunter die Spannung am Ende ein wenig leidet. Der politische Hintergrund ist hingegen brandaktuell und gestaltet auch das Zusammenspiel der Ermittler mit ihren unterschiedlichen persönlichen Hintergründen interessant. Die Ermittlungen sind authentisch und die Hauptfiguren mit ihren Stärken und Schwächen individuell gestaltet, auch wenn die Probleme von Nordh ein wenig zu häufig wiederholt werden.
Band 1 ist ein vielversprechender Auftakt und lässt gespannt auf Band 2 "Schwüre, die wir brechen" warten, der voraussichtlich im August 2025 erscheint. 


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