Mittwoch, 26. Juni 2024

Buchrezension: Sarah Easter Collins - So ist das nie passiert

Inhalt:

Als Willa ein Teenager war, verschwand ihre kleine Schwester Laika spurlos. Auch über zwanzig Jahre später hat Willa die Hoffnung nicht aufgegeben, dass Laika noch lebt. Hartnäckig sucht sie weiter nach ihr. Sie sehnt sich nach der Familienidylle, die mit Laika verloren zu sein scheint. Darüber vernachlässigt sie die Beziehungen zu den Menschen, die tatsächlich noch Teil ihres Lebens sind. Dann trifft sie auf einer Dinnerparty eine Frau, in der sie endlich ihre verlorene Schwester zu erkennen glaubt. Was als zwangloses Essen beginnt, wird zu einem denkwürdigen Abend, der alles verändert, was Willa von ihrem Leben zu wissen meinte. 

Rezension: 

Vor über zwanzig Jahren verschwand Willas Schwester Laika als Dreizehnjährige spurlos. Der Verlust hat Willas Leben geprägt. Sie hofft noch immer, dass Laika am Leben ist und sie sie finden wird. Denn im Gegensatz zur Polizei oder ihrer besten Freundin Robyn, die ihr nach Laikas Verschwinden im Internat Trost spendete, weiß Willa, dass Laika einen Grund gehabt hat, ihr Elternhaus zu verlassen.
Willa sieht Laika in fast jeder dunkelhaarigen, jungen Frau, aber als sie bei einem Dinner mit Freunden der neuen Freundin von Robyns Schwager begegnet, ist sie überzeugt, dass es sich bei ihr tatsächlich um ihre verschwundene Schwester handeln könnte.

Der Roman wird sowohl aus der Perspektive von Willa als auch Robyn erzählt, zwei Frauen von Ende 30, die in ihrem Wesen unterschiedlich sind, unter abweichenden Bedingungen aufgewachsen sind und dennoch beste Freundinnen geworden sind. Dabei erfolgt die Erzählweise nicht stringent, sondern in einem Wechsel aus Gegenwart während des Dinners und vergangenen Ereignissen.
Schwerpunkt bildet dabei die Vergangenheit von Willa, aber auch die gemeinsame Teenagerzeit mit Robyn und die Schilderung der schwierigen Familienverhältnisse Willas, die nicht unschuldig am Verschwinden Laikas sind.

Die Geschichte ist spannend und mit einer feinfühligen Beschreibung der Charaktere geschildert. Der Verlust der geliebten Schwester, die verzweifelte Suche nach ihr als Erwachsene und die Unsicherheit im Umgang mit den gemeinsamen Eltern sind genauso intensiv spürbar wie Willas innige Freundschaft mit Robyn und der Wunsch nach einer eigenen Familie.
Nicht nur die Ungewissheit über Laikas Verbleib auch die wiederkehrenden toxischen Beziehungen sorgen für Spannung, auch wenn beim späteren Einsätzen einer dritten Perspektive deutlich wird, was es mit dem Verschwinden von Laika auf sich hat.

Der Roman liefert ein Porträt einer Familie, das aus verschiedenen Perspektiven unterschiedlich wirkt. Nach und nach blickt man hinter die Fassade unter unter die Oberfläche, unter der es brodelt.

Es ist eine tragische und doch hoffnungsvolle Geschichte über die Komplexität einer Familie, über Schuld und den Wunsch nach Heilung, die durch die wechselnden Perspektiven und unterschiedlichen Zeiten facettenreich geschildert ist. Die Bilder von zerbrochenem Porzellan, von Scherben, die man als Waffe einsetzen mag und von Kingtsugi bringen das Zerbrechen einer Familie und die Sehnsucht danach, Zerbrochenes wieder zusammenzusetzen, passend und eindringlich zum Ausdruck.

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