Freitag, 21. Juni 2024

Buchrezension: Eleanor Ray - Hier sind wir zusammen

Inhalt:

Grace kommt gut zurecht im Leben, besten Dank der Nachfrage. Sie ist gesund, hat ein Haus, das sie akribisch sauber hält und geht zum Yoga für die Siebzig-Plusser - auch wenn es manchmal zieht und knirscht.
Plötzlich steht ihre Tochter Amelia vor der Tür. Sie wurde aus ihrer Wohnung geworfen. Spontan nimmt Grace sie und Enkelin Charlotte bei sich auf. Nun ist das Haus nicht mehr still. Und im Zusammenleben kommen all die widersprüchlichen Gefühle wieder, die so lange vergangen schienen. Die Konflikte spitzen sich zu, bis Charlotte sie bittet, ihr zu helfen, ein Geheimnis aufzuklären. Kann die neue Offenheit auch helfen, das Schweigen zwischen Grace und Amelia aufzubrechen? Sie alle müssen wagen, ihr Herz zu öffnen, damit aus drei Frauen wieder eine Familie werden kann. 

Rezension:

Nachdem ihr Ehemann die Familie in den finanziellen Ruin getrieben hat, entscheidet sich das Paar für eine temporäre Trennung, weshalb Amelia notgedrungen mit ihrer Tochter Charlotte zu ihrer verwitweten Mutter zieht.
Für Amelia ist es schwierig, in ihr altes Zuhause zurückzukehren, vermisst sie dort doch ihren Vater und kann ihrer Mutter, zu der sie eher ein distanziertes Verhältnis pflegt, nicht entkommen. Dennoch ist sie glücklich, als sie merkt, wie ihre Tochter sich an die neue Situation anpasst und bei ihrer Großmutter aufblüht.
Grace hingegen freut sich, ihre Tochter und Enkelin bei sich zu haben und ein wenig zu kümmern. Nach langer Zeit fühlt sie sich endlich wieder lebendig.

"Hier sind wir zusammen" ist eine Geschichte über eine Familie und drei Generationen von Frauen, die unerwartet von Veränderungen betroffen sind, die ihnen jedoch auch neue Chancen eröffnen.

Die Geschichte wird aus drei Perspektiven erzählt, die häufig wechseln. Auf diese Weise sind die Stimmung und die Gefühle der drei Hauptfiguren offensichtlich und nachvollziehbar. Es ist spürbar, dass etwas Ungesagtes zwischen Amelia und Grace steht, wobei zunächst anzunehmen ist, dass es an der unterschiedlichen Auffassung der Rolle als Mutter liegen könnte. Amelia fühlte sich als Kind zurückgesetzt, als Grace ihre Karriere als Ingenieurin vorantrieb und wollte bei ihrer Tochter alles besser machen, steht nun aber vor dem Dilemma einer Trennung.
Daneben wirft ein Trauma ein Schatten auf ihre Beziehung, das lange verdrängt wurde und von dem Charlotte nichts ahnt. Unbewusst wirkt sie jedoch wie ein Katalysator und bewirkt, dass Grace und Amelia ins Gespräch kommen und eine Annäherung möglich wird.

Es ist eine niedliche, aber auch etwas unaufgeregte Geschichte, der das Besondere fehlt, um länger im Gedächtnis zu bleiben.
Mit dem Auseinanderbrechen und dem neuen Zusammenfinden einer Familie werden emotionale Themen wie Trennung, Tod, Krankheit und Verlust angesprochen, jedoch ohne zu sehr ins Detail zu gehen, Drama zu erzeugen oder fesselnde Dynamiken zu entwickeln. Ein wichtiges Feld ist zudem der Zwiespalt einer Frau zwischen Beruf und Karriere und die innere Zerrissenheit, beidem nicht zu genügen.
Die Charaktere sind nett, aber unscheinbar und man hat nie die Befürchtung, dass sie ihre Herausforderungen nicht zusammen meistern werden. Ein paar Nebenhandlungen wie die Suche nach einem vermissten Lehrer, Charlottes Schulausflug oder Graces Hobbys und Freunde sorgen für ein wenig Lebendigkeit. Amelia bleibt hingegen ein wenig blass. 

Es ist ein Wohlfühlroman über das hilfreiche Band einer Familie, die Halt gibt, Ängste nimmt und das Potenzial in jedem einzelnen mobilisiert. 


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