Mittwoch, 13. März 2024

Buchrezension: Henri Faber - Gestehe

Inhalt:

Der Wiener Star-Ermittler Johann "Jacket" Winkler kommt an einen Tatort, der die Polizei vor ein Rätsel stellt. Das Opfer wurde grausam ermordet und mit einem mysteriösen Wort markiert: GESTEHE. Doch es ist nicht die Brutalität, die Jackets Welt ins Wanken bringt, sondern die Tatsache, dass er den Tatort kennt – aus seinem eigenen unveröffentlichten Roman, den noch niemand gelesen hat. Er trägt den Titel GESTEHE. Und Jacket ahnt: Das Morden hat gerade erst begonnen. 

Rezension: 

Johann "Jacket" Winkler ist Ermittler beim Wiener LKA, trägt aber seit der Aufklärung eines spektakulären Kriminalfalls und der Veröffentlichung eines erfolgreichen Thrillers auf Grundlage desselbigen mehr sein prominentes Gesicht werbewirksam spazieren, als seine Zeit mit Polizeiarbeit zu verbringen. Als sich in seiner unmittelbaren Nachbarschaft ein Mord ereignet, ist er als einer der ersten am Tatort. Ihn erwartet eine grausam zugerichtete Leiche, wobei ihn die Umstände der Tat an sein neues Manuskript erinnern - eine Fortsetzung seines Debüts, das noch unveröffentlicht ist. Jacket ahnt deshalb, dass sich der Mörder nicht mit einer Tat abfinden wird. 
Mohammed "Mo" Moghaddam ist ebenfalls Ermittler bei Leib-Leben, hat jedoch noch nie einen Fall aufklären dürfen. Als Polizist mit Migrationshintergrund blieb er im Hintergrund und hat sich bisher nur mit akribischer Verwaltungsarbeit einen Namen gemacht. Er wird in dem Mordfall zum Stellvertreter Jackets ernannt und ihm graut vor der Zusammenarbeit mit dem Aufschneider. 

"Gestehe" ist ein Thriller der abwechselnd aus den Perspektiven von Jacket, Mo und "Er" geschrieben ist, wobei es sich bei "Er" um den Mörder handelt, der offenbar nach Manuskript mordet. 
Jacket und Mo sind wie Tag und Nacht, zwei ganz unterschiedliche Persönlichkeiten, die auch ganz unterschiedliche Herangehensweisen an die Aufklärung des Mordfalls haben, insbesondere da Jacket persönlich involviert ist. 
Jacket ist kein Sympathieträger, ein eingebildeter, arroganter Wiener Schnösel, der die Polizeiarbeit offenbar nur noch als Hobby sieht. Im Verlauf des Romans offenbart sich jedoch auch eine weiche Seite, so dass er nicht zu eindimensional erscheint. Mo hat es als gebürtiger Wiener mit persischen Wurzeln schwer innerhalb des Polizeiapparats und wird zwar aus anderen Gründen, aber wie Jacket von den Kollegen nicht ernst genommen. 

Die Beschreibung der Charaktere, deren Persönlichkeiten die Fallaufklärung prägen, ist sehr unterhaltsam, sarkastisch, humorvoll und bitterböse. Durch Mos Situation, den Rassismus hinter vorgehaltener Hand und den Rechtsruck in Österreich erhält der Roman neben den Ermittlungen zu den blutrünstigen Morden eine zusätzliche, politische Note, die ihm noch mehr Gehalt gibt.
Durch die Perspektive des Mörders ist man als Leser den Ermittlern einen Schritt voraus und kann wie Jacket die Bezüge zu dem Manuskript seines neuen Buches erkennen. Um wen es sich bei dem Täter handelt und welches perfide Spiel er mit Jacket treibt, bleibt lange ungewiss und lässt selbst Jacket am eigenen Verstand zweifeln. 
Die Auflösung wird spannend inszeniert, folgt in kurzen Wechseln der Perspektiven und gipfelt in einem actiongeladenen Showdown, der jedoch noch lange nicht das Ende markiert.  

"Gestehe" ist eine gelungene Mischung aus Kriminalroman und Thriller, die wendungsreich ist und sowohl durch einen gut konstruierten Mordfall als auch interessant gezeichnete, vielschichtige Hauptfiguren überzeugt. Nur das Ende empfand ich für einen Thriller etwas zu happy und die abrupte Wandlung der Charaktere hätte nicht so umfangreich sein müssen. 

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