Freitag, 28. Oktober 2022

Buchrezension: Katharina Herzog - Das kleine Bücherdorf: Winterglitzern (Das schottische Bücherdorf, Band 1)

Inhalt:

Die junge Kunsthändlerin Vicky gerät durch Zufall an einen ungewöhnlichen Brief: Der 8-jährige Finlay aus Swinton-on-Sea in Schottland hat ihn an seine verstorbene Mutter geschrieben. Vicky ist berührt – aber auch neugierig, denn dem Brief liegt ein Foto bei, auf dem Finlay eine seltene Ausgabe von "Alice im Wunderland" in den Händen hält. 
Vicky reist nach Swinton, wo Graham, der Vater des Jungen, ein Antiquariat führt, und wird prompt für die neue Aushilfsbuchhändlerin gehalten. Swinton ist ein ganz und gar außergewöhnlicher Ort. Ein uriges Dorf voller Buchläden und Bücherwürmer und dazu eine Schar mitunter sehr eigenwilliger Einwohnerinnen und Einwohner. 
Unversehens gerät Vicky mitten in die Geschichte um Finlay, seinen Vater Graham – einen attraktiven Buchhändler und Witwer – und ein sehr wertvolles Buch. Doch sie hat auch etwas zu verbergen: dass sie mit einem Auftrag angereist ist, der ihre zarten Freundschaftsbande in Swinton zu zerreißen droht. 

Rezension:

Viktoria Lambach ist Kunsthändlerin und arbeitet im väterlichen Auktionshaus in München. Als sie auf ein Foto eines trauernden Jungen aus Schottland stößt, der darauf mit einer wertvollen "Alice im Wunderland"-Ausgabe zu sehen ist, wird Vicky von ihrem Vater beauftragt, diese zu erwerben. Sie reist nach Swinton-on-Sea, wo der Vater des Jungen ein Antiquariat führt.
Vicky ist schnell verzaubert von dem Dorf in der Vorweihnachtszeit, das für seine zahlreichen Buchhandlungen bekannt ist, aber auch Finlay und sein Vater berühren ihr Herz. Mehrfach verpasst Vicky die Gelegenheit Graham auf das Buch anzusprechen und fängt stattdessen als Aushilfe in seinem "Fuchsbau" an. Sie nähern sich einander an, weshalb es für Vicky immer schwieriger wird, Graham den wahren Grund für ihre Reise zu nennen. Als er es durch einen Zufall erfährt, ist er vor den Kopf gestoßen und zweifelt an allem, was sich zwischen ihnen entwickelte hatte.

"Das kleine Bücherdorf - Winterglitzern" ist der erste Band einer Buchreihe um das schottische Dorf Swinton-on-Sea. Das Dorf ist ein Kleinod mit pastellfarbenen Häusern und hübschen Geschäften in einem Winterwunderland. Die vorweihnachtliche Stimmung wird durch die Kulisse und Aktivitäten anschaulich eingefangen. Vicky, die eigentlich nur einen Tag bleiben wollte, wird von den Einwohnern direkt vereinnahmt und nimmt am Schlittenfahren und Eisbaden teil, besucht den Weihnachtsmarkt und mimt sogar den Weihnachtsmann. Ihre Strategie geht auf und sie kommt Graham näher, geht jedoch weiter als für eine Geschäftsbeziehung üblich. Vicky, die sich bewusst wird, wie einsam sie in München ist, genießt die familiäre Atmosphäre, leidet gleichzeitig jedoch an ihrem schlechten Gewissen, Graham weiter zu belügen.
 
Die Geschichte besticht vor allem durch das interessante Dorf und die vielfältigen Bewohner, die neugierig auf die weiteren Bände der Reihe machen.
Die Liebesgeschichte entwickelt sich nicht weiter überraschend und die Liebesbekundungen wirken für die kurze Zeit des Kennenlernens etwas übereilt. Auch kann Vicky als Hauptfigur nur bedingt überzeugen. Als studierte Frau, die international berufstätig war, erscheint sie zu unbeholfen und macht es sich mit ihrem Auftrag unnötig schwer. Die innere Zerrissenheit der Charaktere zwischen Trauer und Neuanfang, Ehrlichkeit und Kampf um Anerkennung sind dagegen nachvollziehbar dargestellt.
Das Bücherdorf wird lebendig, die Figuren mit ihren Eigenarten wachsen ans Herz. Die Geschichte ist unterhaltsam, zeigt den Winter mit all seinen schönen Facetten und stimmt durch die heimelige Atmosphäre auf die Weihnachtszeit ein. 

Der zweite Band der Reihe "Das kleine Bücherdorf: Frühlingsfunkeln" wird ein Wiedersehen mit den Nebencharakteren, die dann in den Vordergrund rücken und erscheint am 14. Februar 2023. 

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