Montag, 17. Oktober 2022

Buchrezension: Karin Slaughter - Pretty Girls

Inhalt

März 1991. Nach einer Party kehrt die 19-jährige Julia nicht nach Hause zurück. Die eher halbherzig geführten Ermittlungen laufen ins Leere. Eine Leiche wird nie gefunden. Weder die Eltern noch die beiden Schwestern der Vermissten werden je mit dem Verlust fertig.
Vierundzwanzig Jahre später erschüttert eine brutale Mordserie den amerikanischen Bundesstaat Georgia. Und die frisch verwitwete Claire ist vollkommen verstört, als sie im Nachlass ihres verstorbenen Mannes brutales Filmmaterial findet, in dem Menschen ganz offensichtlich vor der Kamera auf grausame Weise ermordet werden. Eines der Opfer glaubt sie zu erkennen. Doch was hatte ihr verstorbener Mann damit zu tun? Wer war der Mensch wirklich, den sie über zwanzig Jahre zu kennen glaubte? Claire begibt sich auf eine lebensgefährliche Spurensuche, die sie immer dichter an eine unfassbare Wahrheit führt. Und an den eigenen Abgrund. 

Rezension: 

Am 4. März 1991 verschwindet die 19-jährige Julia spurlos, die Ermittlungen bleiben ergebnislos, eine Leiche wird nicht gefunden. Weder die Eltern noch die beiden Schwestern Lydia und Claire haben den Verlust verkraftet. Die Familie zerbrach an der Tragödie. 
24 Jahre später wird der Ehemann Paul von Claire vor ihren Augen brutal ermordet. Nach der Beerdigung und einem Einbruch in ihrem Haus findet Claire verstörende Videos, Snuff-Pornos, auf einer externen Festplatte in Pauls Garage. Entsetzt übergibt Claire das Videomaterial der Polizei, die ihr versichert, dass die Filme nicht echt sind. Claire wendet sich hilfesuchend an ihre Schwester Lydia, die vor 18 Jahren behauptet hatte, Paul hätte versucht, sie zu vergewaltigen. Zusammen versuchen sie zu recherchieren, wer Paul wirklich war und was er mit den Morden vor laufender Kamera zu tun gehabt haben könnte. Was sie dann - ohne Vertrauen auf Polizei und FBI entdecken, führt sie noch weiter zurück in die Vergangenheit. 

"Pretty Girls" ist in der Gegenwart abwechselnd aus der Perspektive von Lydia und Claire geschrieben, die beide noch als Erwachsene vom Verlust ihrer Schwester Julia traumatisiert sind. Eine dritte Sicht ist die des Vaters Sam, der sich in der Vergangenheit an seine vermisste Tochter richtet. 

Es ist ein Thriller, der viele brutale und widerliche Szenen enthält, die so explizit nicht unbedingt nötig gewesen wären. 
Das Buch beginnt spannend mit dem Mord an Claires Ehemann und dem anschließenden Fund der gewalttätigen Videos. Die Aufklärung, wie Paul damit in Zusammenhang steht, verläuft jedoch sehr zäh. Die Charaktere und ihre Motivation - egal ob von staatlicher Seite, von Opfer oder Täter - sind sehr undurchsichtig. Die Geschichte kommt trotz des vielversprechenden Szenarios nicht in Fahrt und langweilt durch Wiederholungen und Szenen, in denen zu wenig passiert. Einige Details, vom plötzlichen Auftreten der Mutter über das problemlose Knacken von Passwörtern durch die bisher eher naive Claire bis hin zu ihrem Alleingang in der Aufklärung einer jahrzehntelangen Mordserie wirkten arg konstruiert. Dazu kommt, dass es - wie so häufig in Thrillern - keinen sympathischen Protagonisten gibt, mit dem man mitfühlen könnte. 
"Pretty Girls" war mir nach einem packenden Einstieg zu verwirrend, nicht plausibel und vor allem zu spannungsarm. 

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