Mittwoch, 5. August 2020

Buchrezension: Beth Morrey - Sterne bei Tag

Inhalt: 

Mit 79 Jahren blickt Missy Carmichael auf ein erfülltes Leben zurück, sie und ihr geliebter Mann Leo haben zwei wundervolle Kinder großgezogen. Doch nun ist Leo fort, ihr Sohn lebt mit seiner Familie im fernen Australien und zu ihrer Tochter hat Missy keinen Kontakt mehr. Tagein, tagaus sitzt sie allein in ihrem großen alten Haus in London, umgeben von Erinnerungen an schönere Zeiten.
Bis ein Spaziergang im Park alles verändert, denn dort trifft die einsame alte Lady auf die alleinerziehende Angela mit ihrem kleinen Sohn Otis und Angelas Freundin Sylvie. Ganz langsam entwickelt sich zwischen den drei Frauen eine zarte Freundschaft, die Missy Schritt für Schritt aus ihrem Schneckenhaus lockt. Sie beginnt auf Otis aufzupassen, sucht sich einen Job in der Bibliothek und nimmt sogar die Hundedame Bobby bei sich auf, obwohl Hunde doch eigentlich nur Dreck und Arbeit machen … Kann Missy mit der Hilfe ihrer Freundinnen auch mit der Vergangenheit Frieden schließen? 


Rezension: 

Millicent Carmichael ist 79 Jahre alt und lebt einsam in einem Haus London, das zu groß für sie allein ist. Ihr Ehemann Leo ist nicht mehr bei ihr , mit ihrer Tochter Melanie ist sie im Streit auseinandergegangen, ihr Sohn Alistair ist nach Australien gezogen. Missy erwartet nicht mehr viel vom Leben, als sie eines Tages bei einem Spaziergang die alleinerziehende Mutter Angela und ihre Freundin Sylvie kennenlernt. Angela hat keinerlei Berührungsängste und bringt Missy kurzerhand dazu, vormittags auf ihren Sohn Otis aufzupassen, bis sie ihr  auch noch Hündin Bob aufdrängt, obwohl Missy anderen Menschen in den letzten Jahren lieber aus dem Weg gegangen ist und auch noch nie etwas für Hunde übrig hatte. In der Zwischenzeit gestaltet Sylvie Missys trostloses Haus um und fördert ungeahnte Schätze von ihrem Dachboden zutage. 
Unversehens findet sich Missy in einer Gemeinschaft wieder, schließt Freundschaften und merkt, dass sie gebraucht wird und noch Liebe zu geben hat. Vielleicht schafft sie dann auch durch ihren neuen Lebensmut die quälenden Gedanken loszuwerden, denn Missy weiß, das sie in der Vergangenheit Fehler gemacht hat und ist der Meinung, dass sie deshalb auch die Einsamkeit der letzten Jahre verdient hat. 

"Sterne bei Tag" ist ein Roman über eine einsame, verbitterte ältere Dame, die mit ihrem Leben abgeschlossen hat und durch einen Zufall auf Menschen trifft, die unerwartet zu Freunden werden und die ihr zeigen, dass man auch im hohen Alter ein Recht auf Glück und eine zweite Chance hat. 
In Rückblenden, die manchmal etwas abrupt in die Gegenwart eingestreut werden, erfährt man durch Missys Erinnerungen mehr über ihr Leben und ihre Familie. Zu Beginn wirkt Missy schrullig und unnahbar, bevor sie sich allmählich zu öffnen beginnt. Auch wenn der Roman aus der Ich-Perspektive geschrieben ist, bleibt Missy lange etwas geheimnisvoll, denn sie hält Informationen zurück und man wird unweigerlich neugierig, was ihr in der Vergangenheit passiert ist bzw. was sie getan hat, das sie so quält. 

Es ist eine bittersüße Geschichte über Freundschaft, Hoffnung und Wiedergutmachung. Dabei ist schön zu sehen, wie schnell fremde Menschen ganz unvoreingenommen zu Freunden werden können und wie Missy aufblüht, ein Gefühl erhält, gebraucht zu werden und damit wieder Lebensfreude empfindet. Gleichzeitig ist es spannend zu erfahren, welche Schuldgefühle Missy plagen und warum sie sich selbst mit Einsamkeit bestraft. 
Es ist ein Roman über eine ältere Lady, der aber dennoch zeitlos ist und vor allem durch die emotionalen Momente packt und das Herz des Lesers durch die authentischen und liebenswürdig schrulligen Charaktere gewinnt. 



Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen