Montag, 5. Februar 2018

Buchrezension: Sinead Moriarty - Wie wir waren


Inhalt:

Alice und Ben sind das perfekte Paar, verbunden durch ihre Liebe, ihre Kinder. Bis Ben mit den Ärzten ohne Grenzen in ein Krisengebiet nach Afrika geht. Kurz darauf erhält Alice die schlimmste aller Nachrichten: Bens Team wurde überfallen, niemand habe überlebt. Plötzlich ist sie Witwe und alleinerziehende Mutter. Alice schwankt zwischen Trauer und Wut auf Ben. Dann lernt sie Dan kennen: gut aussehend, charmant und hilfsbereit. Schließlich gibt sie seinem Werben nach und sagt Ja. Doch am Vorabend der Hochzeit klingelt das Telefon. Es ist Ben. Er lebt, und er will sein altes Leben zurück.

Rezension:

Alice und Ben sind verheiratet und haben zwei Töchter, die 15-jährige Jools und die neunjährige Holly und leben in London. Alice ist Hausärztin, Ben Chirurg und beide versuchen so gut es geht, ihren Aufgaben als Eltern gerecht zu werden. Die pubertierende Jools hat Schwierigkeiten in der schule und fühlt sich minderwertig und "dumm", während Holly ein wandelndes Lexikon und hochbegabte Musterschülerin ist.

Ben sehnt sich nach mehr Abwechslung im Alltag und ist selten zu Hause. Als er die Möglichkeit erhält, für eine Operation nach Eritrea zu gehen, um dort den Außenminister zu operieren, sagt er sofort zu. Die ängstliche Alice, die vom Verlust ihrer Eltern vor Jahren traumatisiert ist, ist gegen die Reise, kann Ben jedoch nicht umstimmen.

Der Aufenthalt in Eritrea führt zur Katastrophe. Ben wird nach einem Unglück mit einer Landmine für tot erklärt. Nach gut einem Jahr der Trauer nähert sich Alice dem Nachbarn von gemeinsamen Freunden an. Sie verliebt sich in den geschiedenen Dan, einen Multimillionär, der sie auf Händen trägt und auch die Mädchen scheinen Dan zu mögen. Am Tag der Hochzeit erhält Alice überraschend einen Anruf des Außenministeriums: Ben ist noch am Leben.

Während Alice drei Jahre lang davon ausgegangen ist, dass ihr Mann tot ist, war dieser in Eritrea in Gefangenschaft, wo er als Arzt Soldaten der Aufständischen behandelt und operiert hat. Sie hat sich über Monate hinweg zurückgezogen, ihre Kinder vernachlässigt, bis ihr Bruder und auch ihre Freunde auf sie eingewirkt haben, wieder aktiv am Leben teilzunehmen.
Dan ist nicht zu vergleichen mit Ben, aber kümmert sich fürsorglich um Alice und das ist vermutlich genau das, was Alice in dieser schweren Zeit braucht. Aich die ältere Tochter Jools ist schnell zu begeistern für das luxuriöse Leben als Stieftochter eines Multimillionärs.

Das Drama, mit dem die neu formierte Familie konfrontiert wird, beginnt von Neuem, als Ben nach England zurückkehrt.
Während er zu Beginn des Romans als egoistischer Familienvater in der Midlife Crisis dargestellt wurde, macht er bei seinem Aufenthalt in Eritrea eine Wandlung durch, wird sich seiner Verantwortung für die Familie bewusst und wie sehr er Alice liebt. Zuhause sieht er sich dann damit konfrontiert, als Vater und Ehemann ersetzt worden zu sein.

Ich hätte mir gewünscht, wenn der Fokus des Romans mehr auf dem Zwiespalt von Alice und den Mädchen nach der Rückkehr von Ben gelegen hätte. Die Trauerphase ist zwar authentisch und emotional geschildert, enthielt aber auch viele Wiederholungen in den Dialogen und Verhaltensweisen der Protagonisten und zogen den Roman etwas in die Länge. Wirklich spannend wurde nur das letzte Drittel und die Frage, wen Alice nun eigentlich liebt und welchen Mann sie vor den Kopf stoßen würde.

"Wie wir waren" ist ein Familiendrama mit interessanten, wenn auch zum Teil sehr überspitzt gezeichneten, Charakteren. Holly war mir zu sehr Streberin, Jools zu sehr die einfältige Zicke, Dan zu gönnerhaft und Alices Bruder Kevin zu sehr der klischeehafte Schwule. Diese bunte Mischung sorgte jedoch für eine abwechslungsreiche Handlung und ab dem Zeitpunkt von Bens Rückkehr wurde der Roman emotional packend. Mit Spannung habe ich darauf gewartet zu erfahren, wie Alice mit der neuen Situation umgehen würde und ob sie dem sichtlich geläuterten Ben eine zweite Chance geben oder ob sich sich für dem vermögenden, fürsorglichen Dan entscheiden würde, mit dem sie ein scheinbar sorgenfreies Leben in Aussicht hatte.

Der Weg dorthin war für alle Protagonisten anstrengend und für den Leser zu keinem Zeitpunkt vorhersehbar. Die Moral von der Geschichte hat mir am Ende gut gefallen. 



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