Mittwoch, 26. November 2025

Buchrezension: Kevin Kwan - Crazy Rich Asians

Inhalt:

Als Rachels Freund Nick sie endlich seiner Familie vorstellen will, ahnt sie noch nicht, was auf sie zukommt. Bald stellt sie fest: Diese Leute sind nicht nur reich, sondern crazy rich. Plötzlich sieht sie sich konfrontiert mit schrillen Verwandten, glamourösen Nebenbuhlerinnen und Privatjets mit ayurvedischen Yogastudios. Doch welchen Wert hat Liebe in dieser maßlosen Welt? 

Rezension: 

Die promovierte Wirtschaftswissenschaftlerin chinesischer Herkunft Rachel Chu und Nick Young sind knapp zwei Jahren liiert und wohnen gemeinsam in New York, aber Nick hat Rachel bislang seiner Familie nicht vorgestellt. Das ändert sich, als sein bester Freund Colin Khoo heiratet und Nick als sein Trauzeuge eingeladen wird. Nick nimmt Rachel mit nach Singapur, wo sie überrascht feststellt, dass Nick aus einer Familie von Superreichen stammt und einer der begehrtesten Junggesellen Asiens ist. Nick hatte sich über die Beziehung bedeckt gehalten, weshalb Rachel von Freunden und Verwandten argwöhnisch betrachtet wird. Insbesondere Nicks Mutter, die Rachel nicht als passende Partie empfindet, nimmt Rachel heimlich unter die Lupe, ohne ihr eine Chance zu geben und intrigiert aus der Entfernung.

"Crazy Rich Asians" ist der erste Band einer Trilogie über einen Familienclan unvorstellbar reicher Asiaten, der bereits erfolgreich verfilmt wurde. 

Der Roman ist aus verschiedenen Perspektiven geschildert, die Einblicke in die High Society in Singapur geben. Ein Stammbaum am Anfang des Buches informiert über die diversen Verzweigungen dreier Familien, überfordert auf den ersten Blick jedoch aufgrund der Vielzahl an Personen. Die Handlung beschränkt sich im Kern jedoch auf weit weniger Hauptfiguren, so dass die Verwandtschaftsgrade klar erkennbar oder im Detail zum Verständnis nicht relevant sind. 

Die bodenständige Rachel, deren Mutter sich aus armen Verhältnissen empor gearbeitet hat, trifft bei der Reise nach Singapur unerwartet auf eine ihr fremde Welt, in der sie sich zurecht nicht willkommen fühlt. Neben Kapiteln aus ihrer Sicht lernt man ihren Lebensgefährten Nick kennen, der sie erschreckend unbedarft ins kalte Wasser wirft sowie viele weitere weit verzweigte Verwandte von Nick wie seine Cousine Astrid, die ihrem Ehemann eine Affäre unterstellt. 

Im Fokus stehen die privilegierten Anfang 30-Jährigen sowie deren Eltern- und Großeltern-Generation. Neben einzelnen sympathischen Multimillionären und Milliardären ist die Vielzahl der Personen arrogant und überheblich und duldet keine Fremden in ihren Reihen. Tradition und Moderne treffen aufeinander und eröffnen Konflikte zwischen den Generationen. 

Der Schreibstil ist satirisch und erzählt eine amüsante, vereinzelt unwirklich-absurde Geschichte, wenn auf einem mehreren Hektar großen Anwesen in einem Palast gefeiert wird, das so geheim ist, dass es auf keiner Karte verzeichnet ist oder wenn kurzerhand Millionen für Designer-Outfits ausgegeben werden und Privatjets für Wochenendausflüge gechartert werden. Glanzvolles Highlight ist die prunkvolle, dekadente Hochzeit, zu der Aristokratie und Geldadel geladen sind und von den Wiener Sängerknaben und dem Cirque du Soleil unterhalten werden.  

Durch die wechselnden und bildhaft beschriebenen Orte sowie die Einblicke in verschiedene Leben, die man in der Art nur aus der Klatschpresse kennt, ist der Roman lebendig und abwechslungsreich. Die Geschichte ist frech und herrlich absurd, wirkt aber trotz aller Maßlosigkeit authentisch und erweckt das Gefühl, dass der Autor aus dem Nähkästchen plaudert und über Insiderwissen verfügt. Während man wiederholt fassungslos den Kopf über so viel Luxus, Oberflächlichkeit und Arroganz schüttelt, wird schamlos Geld ausgegeben, munter gelästert und intrigiert, was für Unterhaltung und spannungsvolle Momente sorgt. Überraschend vielschichtig wird der Roman, wenn ernste Töne anklingen, die zeigen, dass Geld allein nicht glücklich macht und dass Liebe nicht käuflich ist.  

Montag, 24. November 2025

Buchrezension: Alice Winn - Durch das große Feuer

Inhalt:

Für die englischen Eliteschüler Henry Gaunt und Sidney Ellwood ist der Krieg noch sehr weit weg. Nur über die wöchentlichen Meldungen in ihrer Schülerzeitung erfahren sie von den jungen Männern, die im Kampf an der Front ihr Leben lassen, und feiern sie als Helden. Doch Gaunt ist viel mehr beschäftigt mit der heimlichen Anziehung, die er für seinen charmanten Freund Ellwood empfindet, ohne zu ahnen, dass auch dieser Gefühle für ihn hegt. Als sich die beiden schließlich nacheinander bei der britischen Armee melden, holt die Realität sie schnell ein – und verändert das Leben und die Freundschaft der beiden Männer auf unvorhersehbare Weise. 

Rezension:

Henry Gaunt und Sidney Ellwood gehen auf ein Internat, als England Deutschland 1914 aufgrund der Verletzung belgischer Neutralität den Krieg erklärt. Für die Jungs ist der Krieg zunächst weit weg, aber schon bald lesen sie von den Verlusten und Verletzten und erkennen in den Opfern Mitschüler oder Verwandte von ihnen wieder. Gaunt, der deutsche Wurzeln hat, wird von seiner Familie gedrängt, sich freiwillig zu melden, um ihren guten Ruf zu bewahren, als er gerade 18 Jahre alt ist.
Ellwood und Gaunt, die mehr für einander empfinden, als nur Freundschaft, ihre wahren Gefühle dem anderen aber nie offenbart haben, schreiben sich Briefe. Als deutlich wird, dass der Krieg so schnell nicht beendet sein wird und die Verluste im Umfeld der Internatsschüler sich mehren, entscheidet auch Ellwood für die Front, um nicht als Feigling zu gelten. Durch Beziehungen gelangt er in das selbe Regiment wie Gaunt. Während der Tod in einem grausamen Stellungskrieg oft nur wenige Zentimeter entfernt ist, lenken sich Gaunt und Ellwood ab und kommen sich körperlich näher. 

"Durch das große Feuer" handelt von der Grausamkeit des Krieges und einer verbotenen Liebe zweier Jungen, die darin hineingezogen werden.
Der Roman legt den Fokus gleichermaßen auf beide Hauptfiguren, den zurückhaltenden Gaunt mit deutschen Wurzeln, und den romantischen Poeten Ellwood.
Die Situation in dem Internat im Süden Englands erscheint dabei nicht immer authentisch. Es hat den Anschein, als habe nahezu jeder der Schüler homosexuelle Neigungen, die diese in unterschiedlicher Ausprägung ausleben. Häufig ist die Grenze zwischen Zuneigung und Gewalt durchlässig. Irritierend ist jedoch vielmehr, dass schwule Mitschüler toleriert werden, obwohl Homosexualität zu der Zeit strafbar war. Gleiches zeigt sich auch an der Front unter den Soldaten. Die gefährliche Offenheit erscheint wirklichkeitsfremd und inkonsequent, da beide Hauptfiguren hinsichtlich des Eingeständnisses ihrer sexuellen Orientierung wankelmütig sind.

Die Liebesgeschichte tritt schon bald für die Brutalität des Krieges, die ungeschönt und bildhaft geschildert wird, in den Hintergrund. Leichen, Eingeweide, Hirnmasse und Blut begegnen dem Leser mannigfaltig. Dennoch erhält man oftmals den Eindruck, als würden Gaunt und Ellwood nur Krieg spielen. Gerade die Episoden im Kriegsgefangenenlager, wenn alltäglich mit dem Feind kooperiert wird, wirken fragwürdig.

Während es schon schwierig ist, sich in Gaunt oder Ellwood hineinzuversetzen und zu begreifen, was sie empfinden, bleiben die Nebencharaktere austauschbar. Es gibt eine große Anzahl von Schülern und Soldaten, die Erwähnung finden, aber letztlich nicht mehr sind als Kanonenfutter. 

Neben der fortlaufenden Erzählung mit einzelnen wenigen Rückblenden in die Zeit vor dem Krieg werden verschiedene Dokumente wie Briefe, Kondolenzschreiben, Gedichte und Zeitungsausschnitte eingebunden. Das sorgt für Abwechslung, gerade weil der Roman in Bezug auf die Kriegshandlung recht langatmig ist. 

Der Roman zeigt eindrücklich die Grausamkeit und Sinnlosigkeit eines Krieges, in dem bereits Kinder zu Soldaten rekrutiert werden und den glorifizierten Heldentod sterben. Die Geschichte wirkt in der Veranschaulichung der Folgen der Gewalt mitunter reißerisch und bleibt in Bezug auf die Darstellung der verbotenen Liebe hinter den Erwartungen zurück. 

Freitag, 21. November 2025

Buchrezension: Alice Hunter - Die Schwester des Serienkillers

Inhalt:

Nachdem sie viele Jahre mit ihrem Bruder Henry in einem Kinderheim verbracht hat, geht es Anna Price jetzt gut im Leben. Sie ist eine geachtete Lehrerin und führt ein perfektes Leben mit einem schönen Haus am Meer und einem treuen Ehemann, den sie liebt. Bis eines Tages DI Walker ihr mitteilt, dass ihr Bruder ein Serienmörder ist. Seine letzten Morde hat er an ganz bestimmten Tagen begangen, einer davon ist Annas Geburtstag. Keine zwei Tage entfernt. Die Polizei braucht Annas Hilfe, um Henry rechtzeitig zu fassen. Denn er spielt ein altes »Katz-und-Maus-Spiel« aus Kindertagen, das nur Anna kennt. Doch warum? Will er, dass sie ihn findet? Oder ist sie sein nächstes Opfer? 

Rezension:

Anna Price hat sich trotz ihrer traumatischen Kindheit, die sie nach dem Missbrauch durch ihre Eltern in einem Kinderheim verbracht hat, ein intaktes Leben mit einem liebenden Ehemann an ihrer Seite, ihrem Traumberuf als Lehrerin und einem Haus am Meer aufgebaut.
Doch als ein Polizist vor ihrer Tür steht, wird Anna von ihrer Vergangenheit, die sie erfolgreich zurückgedrängt hatte, eingeholt. Ihr Bruder Henry, zu dem sie seit Jahren keinen Kontakt mehr hat, soll ein gesuchter Serienmörder sein. Fünf Frauen habe er bereits auf dem Gewissen und aufgrund der Todesdaten, die er innerhalb der letzten drei Jahre für seine ausschließlich weiblichen Opfer gewählt hatte, scheint der nächste Mord unmittelbar bevorzustehen. Die Polizei hofft, dass Anna helfen kann, die nächste Tat zu verhindern und kann nicht ausschließen, dass Anna sein nächstes Opfer ist. Schon wenig später erhält Anna einen Umschlag mit einem Rätsel, das sich offensichtlich auf das Spiel bezieht, das Anna und Henry in ihrer Kindheit gespielt haben und außer Kontrolle geriet. Anna muss mitspielen, um zu verhindern, dass Henry ihr Geheimnis lüftet, das ihr Leben zerstören könnte.

"Die Schwester des Serienkillers" ist der dritte Band der Serienkiller-Reihe, der unabhängig von den zuvor erschienenen Büchern gelesen werden kann, da es sich um abgeschlossene Geschichten mit eigenen Charakteren handelt.

Der Roman handelt in der Gegenwart an nur vier Tagen im Mai, die den Countdown bis zum mutmaßlich letzten Mord des Serienkillers bilden. Daneben gibt es Rückblenden in die Vergangenheit, als Anna zusammen mit ihrem Bruder im Kinderheim Finley Hall untergebracht war und Henry immer unberechenbarer wurde. Ergänzend erhält man Einblicke in die Denkweise des Killers und die Durchführung seiner Taten, mit denen er auf makabre Weise die Nähe zu seiner Schwester herstellen möchte.

Obschon der Vergangenheitsstrang knapp gehalten ist, erhält man einen Eindruck davon, wie die Kinder von ihren eigenen Eltern vernachlässigt wurden und auch keine glücklichen Erfahrungen im Kinderheim gesammelt haben. Verunsicherung, Angst und Wut sind nachvollziehbar und geben eine Erklärung für Henrys krankes Spiel, mit dem er sich an seine Schwester klammert und sie gleichzeitig zurückweist. 

Die Gegenwart ist abwechslungsreich geschildert, auch wenn gar nicht viel passieren muss, um Annas Leben in ihren Grundfesten zu erschüttern. Beruflich und privat steht sie schon bald vor einem Scherbenhaufen, wobei fraglich ist, wie viel Einfluss ihr Bruder ausübt und was er letztlich bezwecken möchte. Das Geheimnis, das er und seine Schwester teilen, kann hingegen frühzeitig erahnt werden. 
In Bezug auf die Mordserie und die Ermittlungen von DI Walker bleiben viele Fragen offen und lassen die Geschichte konstruiert erscheinen. Auch gibt es nur in den letzten Kapiteln wirklich spannende Momente, wobei die lange Vorgeschichte für den Showdown nur bedingt nötig gewesen wäre. Der Clou im Epilog kommt wahrlich überraschend, lässt aber auch die gesamte Logik der Geschichte in Frage stellen.