Inhalt:
Thomas Glavinic kam als 13-Jähriger zum ersten Mal mit Kung Fu in Berührung: Als er Bruce-Lee-Filme sah, war er von dessen Kunstfertigkeit begeistert. Er schrieb sich prompt in Karate ein; mit sechzehn probierte er Taek-Won-Do; später widmete er sich nach einer kurzen Judophase und ein paar Boxeinheiten dem Jiu-Jitsu, bis er schließlich beim Wing Tsun landete: einer Kampfkunst, die der Legende nach von einer chinesischen Nonne erfunden wurde und höchst effektiv ist. Glavinic' Erfahrungsbericht ist ein unterhaltsamer Überblick über Selbstverteidigungssysteme und ihre Anwendung im Alltag. Pointiert und kenntnisreich schildert er, wie man Gefahren elegant aus dem Weg geht. Dass oft genug verbale Gegenwehr schon ausreicht. Und wo die Grenzen zwischen Kampfsport und Kampfkunst liegen.
Rezension:
Thomas Glavinic ist als Autor von Romanen wie "Die Arbeit der Nacht" oder "Das größere Wunder" bekannt, für die er auch zahlreiche Preise erhalten hat. Seine Ideen, die Hingabe, mit der er seine Protagonisten zeichnet und die Bilder, die er im Kopf des Lesers erzeugt, machen ihn zu einem herausragenden Schriftsteller.
Vielleicht hat diese Begeisterung eine zu große Erwartungshaltung in Bezug auf die "Gebrauchsanweisung zur Selbstverteidigung" erzeugt.
Die Idee dahinter ist nicht schlecht; Glavinic beschreibt im Großen und Ganzen alle Aspekte, die rund um das Thema Selbstverteidigung wichtig sind. Er geht auf den Eskalationsprozess ein, beschreibt die Rolle von Täter und Opfer und gibt Handlungsempfehlungen, die nicht unbedingt das Beherrschen einer Kampfsportart voraussetzen und somit für jeden hilfreich sein dürften.
Seine Ausführungen unterlegt er teilweise mit autobiographischen Elementen, was ich an einigen Stellen durchaus gelungen finde und mich teilweise auch zum Lachen gebracht hat.
Bedingt gefallen hat mir, dass Glavinic in vielen Kapiteln versucht, dem Leser seine Vorstellungen von Moral sowie von Richtig und Falsch aufzudrängen. Das kann man im Einzelfall machen, aber bitte nicht im ganzen Buch. Teilweise fand ich diese Darstellung sehr überheblich, auch wenn Glavinic wiederholt betont, dass er eben diesen Eindruck nicht vermitteln möchte.
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