Freitag, 19. Juni 2015

Buchrezension: Shari Shattuck - Tage wie Salz und Zucker


Inhalt:

Ein schwerer Fall von Leben
Ellen Homes liebt es, ihre Mitmenschen zu beobachten - sie selbst aber möchte nicht gesehen werden. Sie versteckt sich hinter zu vielen Kilos und ihr Gesicht hinter langen Haaren. Nachts putzt sie in einem Riesensupermarkt.

Eines Tages trifft Ellen im Bus eine junge Frau: Temerity ist blind, sprüht vor Lebensfreude, hat keinerlei Berührungsängste. Sie ist der erste Mensch seit langem, der Ellen "sieht". Die folgt ihr fasziniert und rettet sie prompt vor zwei Handtaschendieben. Fortan ist nichts mehr, wie es war. Temerity lockt Ellen gnadenlos aus der Reserve. Zusammen fangen die beiden ungleichen Freundinnen an, sich einzumischen - immer da, wo jemand sich nicht wehren kann oder wo Unrecht geschieht. Sehr schnell wirbeln sie jede Menge Staub auf ...

Rezension:

Protagonistin des Romans ist Ellen, eine stark übergewichtige Frau, mit einer schrecklichen Narbe im Gesicht, die am liebsten unsichtbar wäre und ganz in ihrem Sinne von ihren Mitmenschen nicht wahrgenommen wird. Sie lebt zurückgezogen in einem 1-Zimmer-Apartment, beobachtet tagsüber ihre Nachbarn durch das Fenster, dokumentiert darüber in ihrem Notizbuch und geht abends zur Nachtschicht. Sie putzt in einem Supermarkt und bedient sich an den von Kunden geöffneten Verpackungen von Lebensmitteln. Um ihr Gewissen zu beruhigen, macht sie ihren Zusatzverdienst" durch unbezahlte Überstunden wett.

Auf dem Weg nach Hause trifft sie in einem Bus auf Temerity, die blind ist, aber erstaunlicherweise Ellen wahrnimmt. Ellen wird neugierig, verfolgt sie und kann sie bei einem Überfall retten. Die beiden freunden sich an, auch wenn Ellen sehr zögerlich ist, da sie Menschen am liebsten aus dem Weg geht.
In ein paar Nebenschauplätzen werden sie auf einen Mord aufmerksam und helfen der Polizei bei der Aufklärung der Tat oder helfen Cindy, die schwanger ist, deren Freund jedoch im Krieg gefallen ist.
Ganz uneigennützig vollbringen die beiden engelsgleiche Taten und haben dabei noch Unterstützung von Temeritys Bruder Justice, der mindestens genauso ein Gutmensch ist wie seine Schwester, die hübsche und schlagfertige Geigenspielerin.

Zu Beginn fand ich das Buch aufgrund des skurrilen Charakters von Ellen ganz interessant - gegen Ende kam mir das Buch wie ein modernes Märchen vor. Überspitzt gesagt: Das Gute siegt über das Böse, hässliches Entlein wird zum schönen Schwan. Ellen legt nämlich innerhalb eines halben Jahres (Zeitsprung bis zum Ende des Buches, die Handlung erstreckt sich über wenige Tage) ihre soziale Phobie weitestgehend ab und halbiert ihr Körpergewicht. Ihr Geheimnis? Auch Äpfel und Vollkornbrot können schmecken und sättigen.
Enttäuscht war ich regelrecht von dem denkbar kitschigen Schluss, der so gar nicht zu dem vielversprechenden Beginn der Handlung passte. So viel Happyend war einfach zu viel des Guten. Fehlte nur noch, dass Temerity wieder hätte sehen können...

Fazit: Ein bisschen mehr Salz statt Zucker hätte dem Roman nicht geschadet.


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