Montag, 25. Januar 2016

Buchrezension: Finn-Ole Heinrich - Gestern war auch schon ein Tag

Inhalt:

Susan fehlt ein Bein. Tom ist die Treppe runtergefallen. Und Henning lügt so lange, bis er die Wahrheit sagt. Finn-Ole Heinrich erzählt von Menschen, die ins Schwanken gekommen sind, die das Leben mit aller Härte umgeworfen hat. Und die nun wieder aufstehen müssen. Die Texte hinterlassen in ihrer Ehrlichkeit, sprachlichen Klarheit, ihrer Sensibilität und auch in ihrem Humor eine Faszination, die lange trägt.

Rezension:

"Gestern war auch schon ein Tag" ist eine Sammlung von acht Kurzgeschichten, die jede auf ihre Weise tragisch, skurril und irgendwie anders ist und trotz oder gerade wegen ihrer Kürze zum Nachdenken anregen.

Die erste Geschichte handelt von einer jungen Frau, der ein Beim amputiert worden ist. Sie vermisst scheinbar nichts, ihr Freund dagegen kann sich an die neue Situation nicht gewöhnen und entfremdet sich immer mehr von ihr.

Die zweite Erzählung dreht sich um einen Mitarbeiter der Müllabfuhr und seinen "geheimnisvollen" Blackout.

Die dritte handelt von einem Jungen in einem "Heim für gestörte Kinder", der seine Wut durch Gewalt abbaut.

Die vierte Geschichte war am kürzesten und eher melancholisch. Sie spielt im Herbst und thematisiert den Abschied mit der Option auf ein Wiedersehen.

Die fünfte Erzählung schildert den typischen Samstag von drei Hooligans.

Die sechste, mit Abstand längste und damit auch eingehendste Geschichte dreht sich um die frische Beziehung eines jungen Paares, dessen Ende aufgrund der Drogensucht der egozentrischen Marta bereits vorgezeichnet ist.

Geschichte Nr. 7 fand ich auch sehr erschüttert. Hier geht es um einen abgebrühten Bauarbeiter, der sein Geld illegal mit einer Pitbullzucht verdient.

Die achte und letzte Kurzgeschichte war für mich ein gelungener Abschluss der Sammlung. Sie dreht sich um das traurige Schicksal einer Familie. Im Zentrum steht dabei eine Schülerin, eine Waise, die vor dem Abitur steht und den Familienalltag zwischen dementer Oma und behindertem älteren Bruder managt.

Alle Geschichten und ihre Protagonisten sind grundsätzlich unterschiedlich, bei allen betrachtet der Autor vor allem deren Seelenleben, das durch bestimmte Situationen oder äußere Umstände aus dem Gleichgewicht geraten ist. Beschrieben werden viele alltägliche Themen oder Probleme, die jeden einzelnen von uns treffen können - sei es der Umgang mit Behinderungen, das Älterwerden oder der Tod - aber alles eher unangenehme Themen, die man deshalb häufig lieber verdrängt. Jede Kurzgeschichte berührt und regt zum Nachdenken an.
Manchmal was es wirklich schade, dass es "nur" Kurzgeschichten sind. Oft habe ich mich gefragt, wie es mit den Protagonisten weiter gegangen wäre (oder wie es angefangen hat?), wenn der Autor einen ganzen Roman über sie und ihr Schicksal geschrieben hätte.

Keine leichte Kost, aber gerade deshalb auch sehr lesenswert!
Nicht von ungefähr wird Finn-Ole Heinrich (* 1982) als einer der größten Nachwuchsliteraten von der Presse gelobt.



Mittwoch, 20. Januar 2016

Buchrezension: Susan Abdulhawa - Während die Welt schlief

Inhalt:

Jenin im Blumenmonat April: Frühmorgens, bevor die Welt um sie herum erwacht, liest Amals Vater ihr aus den Werken großer Dichter vor. Es sind Momente des Friedens und der Hoffnung, die Amal ihr Leben lang im Herzen trägt — ein Leben, das im Flüchtlingslager beginnt, nach Amerika führt und dennoch stets geprägt ist vom scheinbar ausweglosen Konflikt zwischen Israel und Palästina. Über vier Generationen erzählt Susan Abulhawa die bittere Geschichte Palästinas im Verlauf des 20. Jahrhunderts — eine Geschichte über den Verlust der Heimat, eine zerrissene Familie und die immerwährende Hoffnung auf Versöhnung.

Rezension:


Anhand der Geschichte einer palästinensischen Flüchtlingsfamilie, die sich von 1941 bis 2002 erstreckt, wird der Verlauf des Nahost-Konflikts um "das heilige Land" geschildert.

Nach dem Zweiten Weltkrieg und der Gründung des Staates Israel 1948 werden die Menschen in Ein Hod mit Waffengewalt von den Juden aus ihren Häusern vertrieben und müssen fliehen. Im Flüchtlingslager in Jenin wird Amal als jüngste Tochter geboren, nachdem der jüngere Sohn der Familie auf der Flucht verschwunden ist. Amals gesamtes Leben ist geprägt von Krieg, Gewalt und Leid. Im Verlauf des Romans verliert sie nahezu alle Angehörigen und Freunde bzw. muss diese bei ihrer Flucht bis nach Philadelphia in den Vereinigten Staaten von Amerika zurücklassen. Auch wenn sie sich unsterblich in den Arzt Majid verliebt und die gemeinsame Tochter Sara zur Welt bringt, wird sie selbst nie glücklich werden und ein erfülltes Leben führen können.

Anhand des Einzelschicksals von Amal wird das ganze Leid geschildert, was einer Familie im Krieg und auf der Flucht passieren kann. Vertreibung, Zerstörung, Gewalt, Kindesraub, gefolterte Kinder, Massenmord, unschuldig massakrierte Zivilisten,... es wird nichts ausgelassen. All dies geschieht auf dem Rücken der Palästinenser und die Welt sieht scheinbar tatenlos zu wie sich die Israelis dieses Recht herausnimmt. Da erscheinen Selbstmordattentate von Arabern, die Gewaltspirale noch weiter anheizen, fast schon gerechtfertigt.

Das Buch ist sehr bewegend geschrieben und ist - aufgrund des realen Hintergrunds um fiktive Protagonisten - eine Mischung aus Dokumentation und Roman.

"Während die Welt schlief" prangert an, dass die Palästinenser und deren Situation in den Flüchtlingslagern von der Welt in all den Jahren des Palästina-Konflikts nicht ausreichend wahrgenommen wurde. Die Autorin wirft sowohl Journalisten als auch Hilfsorganisationen vor, nicht vor Ort gewesen zu sein bzw. das Leid der Menschen in den Medien nicht dargestellt oder die Situation sogar verzerrt geschildert zu haben. 

Auch wenn es ein Roman mit mit frei erfundenen Protagonisten ist und die Geschichte deshalb keinen Anspruch auf Wahrheit erhebt, sollte dem Leser vor Kauf des Buches bewusst sein, dass der autobiographische Hintergrund der Autorin einen verständlicherweise großen Einfluss auf ihre Erzählweise hat, und der Israel-Palästina-Konflikt deshalb sehr subjektiv aus Sicht von Susan Abdulhawa dargestellt wird. 

Wer mehr über den Konflikt lesen möchte ohne allzu trockene Literatur oder Sachtexte zu lesen, kann durch dieses Buch viel über die Geschichte des heiligen Lands lernen.


Freitag, 15. Januar 2016

Buchrezension: Catherine Ryan Hyde - Ich bleibe hier

Inhalt:

Der ehemalige Broadway-Tänzer Billy Shine leidet an Agoraphobie und hat seit fast einem Jahrzehnt keinen Fuß mehr vor die Tür seines Appartements gesetzt. Seine Nachbarn sind die attraktive Nagelpflegerin Rayleen, die einsame alte Mrs Hinman, der engstirnige und übellaunige Mr Lafferty, der gutherzige Felipe und die neunjährige Grace – und ihre mit der Drogensucht kämpfende Mutter Eileen.

Billy hat nur kurze Blicke auf sie erhascht – aber die meisten von ihnen haben ihn nie gesehen. Doch dann sieht er Grace täglich stundenlang auf der Vordertreppe des Gebäudes sitzen, in unmittelbarer Nähe zu seiner Veranda. Durch diese Änderung der natürlichen Ordnung beunruhigt, schafft Billy es weit genug heraus, um Grace zu fragen, warum sie nicht ins Haus geht, wo es sicherer ist. Ihre Antwort: "Wenn ich drinnen bin, erfährt keiner, dass ich in Schwierigkeiten bin. Und dann kann mir niemand helfen."

Diese Antwort ändert alles.

Rezension:

Grace ist ein neunjähriges Mädchen, das bei ihrer alleinerziehenden, drogenabhängigen Mutter wohnt. Das Jugendamt scheint zwar Kenntnis über die schwierige Situation zu haben, einer Fürsorgepflicht für Grace wird aber nicht nachgekommen, als klar ist, dass ihre Mutter wieder "voll drauf" ist und die Tage einfach verschläft. Um sich selbst zu helfen, setzt sich Grace nach der Schule auf die Stufen des Mehrparteienhauses, in der Hoffnung, dass Nachbarn auf sie aufmerksam werden.

Ihr Plan geht auf, und die Hausgemeinschaft bestehend aus dem Einsiedler Billy, Latino Felipe, dem mürrischen Mr Lafferty, Kosmetikerin Rayleen und der alten Dame Mrs Hinman beginnt sich abwechselnd um Grace zu kümmern: Rayleen bringt sie zur Schule, Felipe holt sie ab, Billy übernimmt die Betreuung nachmittags und Rayleen im Anschluss. Grace hat nun einen geregelten Tagesablauf, erhält regelmäßige Mahlzeiten, einen ordentlichen Haarschnitt, lernt Stepptanzen und blüht regelrecht auf. Auch die Bewohner knüpfen mehr Kontakt zueinander und lernen sich besser kennen.

Graces Mutter Eileen ist zunächst froh über das gratis Babysitting bis sie phasenweise aus ihrem Drogenrausch erwacht und Grace wieder zu sich holt. Zuvor hatten sich die Hausbewohner aber bereits gefragt, ob sie das Richtige mit ihrer Rundumbetreuung tun, schließlich würde sich durch die bequeme Entlastung der Mutter nichts an der trotz allem unbefriedigenden Situation für Grace ändern, da ihre Mutter keine Veranlassung für einen endgültigen Entzug hätte. 

Das Buch ist abwechselnd aus der Sicht von Grace und Billy geschrieben. Grace ist für ihr junges Alter und ihren sozialen Hintergrund erstaunlich vernünftig und fast schon altklug, während Billy als Erwachsener mit seinem Leben überfordert scheint und es nicht wagt, die eigenen vier Wände zu verlassen. Auch alle weiteren Hausbewohner scheinen ihre seelischen Probleme zu haben - das Buch bzw. das Mehrfamilienhaus vereint eine Ansammlung therapiedürftiger Menschen.

Den Plot empfand ich als gute Idee: ein Mädchen, das sich durch die Flucht nach vorne beginnt selbst zu helfen und damit das Leben ihrer bislang unbekannten Hausbewohner durcheinander bringt und ein Stück weit besser macht - ein modernes Märchen, das nachdenklich macht und mit Sicherheit in seiner Geballtheit der Einzelschicksale keine realistische Haussituation darstellt. "Ich bleibe hier" veranschaulicht, wie wichtig es ist, nicht die Augen vor Problemen anderer zu verschließen und das man gemeinsamen mehr als allein erreichen kann.

Was mir jedoch gefehlt hat, war mehr Hintergrund zu den Personen: Warum lebten sie bisher alle so zurückgezogen und lernten sich erst kennen, als sich Grace auf die Treppe setzte? Was war der Auslöser für Eileens Drogensucht? Wo ist der Vater von Grace? Was ist in Billys Leben vorgefallen, dass er sich nicht vor die Tür traut? Warum fühlt sich Felipe derart als Ausländer herabgesetzt und diskriminiert? Warum hatte Mr Lafferty keinen Kontakt mehr zu seinen Kindern?


Montag, 11. Januar 2016

Buchrezension: Paul Finch - Der Schattenschläfer

Inhalt:

Ein eisiger Winter bricht über den Norden Englands herein, als in der Nähe des Lake District zwei junge Mädchen verschwinden. Alles spricht dafür, dass "Der Fremde" zurückgekehrt ist, ein Killer, an den sich Detective Mark Heckenburg und seine Kollegen nur zu gut erinnern. Zehn Jahre ist es her, dass er das letzte Mal zugeschlagen hat. Aus dem Dunkel, brutal, tödlich. Nun sucht er sich erneut seine Opfer, eines nach dem anderen. Heck macht sich auf die Jagd nach dem Unbekannten, doch schon bald steht er selbst mit dem Rücken zur Wand.

Rezension:

Es handelt sich um Band 4 der Reihe der Mark Heckenburg-Thriller von Paul Finch. Ich habe bisher keinen der Vorgänger gelesen, konnte der Handlung aber ohne Weiteres folgen, da es sich um in sich geschlossene Thriller handelt. Es fehlt dem Leser lediglich der Hintergrund zum Ermittler Mark "Heck" Heckenburg, was aber für das Verständnis nicht weiter schlimm ist.

Detective Sergeant Heck wurde aus dem Dezernat für Serienverbrechen versetzt und ermittelt nun im Lake Distrikt National Park, einer sehr ländlichen Gegend im Norden Englands. Heck ist ein eigensinniger Ermittler, der wenig von Vorschriften und Papierkram hält und sich vielmehr auf seine Instinkte verlässt. Als eher sturer Einzelgänger ermittelt er am liebsten auf eigene Faust. Ganz im Gegensatz zu seiner ehemaligen Vorgesetzten und Exfreundin Detective Superintendent Gemma Piper, die sich in der Vergangenheit anscheinend immer wieder schützend vor den Ermittler stellen musste, da sie grundsätzlich große Stücke auf ihn hält. Emotional stehen die beiden sich immer noch nah, auch wenn sie getrennt sind.

In dem beschaulichen Ort in England im tristen November werden zunächst zwei junge Frauen überfallen, die durch die neblige Berglandschaft irrten. Eines der Opfer wird vermisst, während die andere Frau fliehen konnte und von einem Mann berichtet, der sie töten wollte und die beiden zuvor regelrecht umzingelte und mit dem Pfeifen von Frank Sinatras "Strangers in the Night" in Angst und Schrecken versetzte.
Heck wird hellhörig - erinnert ihn diese Schilderung an eine Mordserie aus 2004, die nie vollständig aufgeklärt werden konnte. Der Täter wurde damals beim Versuch ihn zu ergreifen von Gemma Piper angeschossen, konnte aber entkommen und eine Leiche wurde nie gefunden.
Ist der "Fremde" wieder zurückgekehrt und beginnt nach zehn Jahren erneut zu morden?

Der blutige Thriller ist von Anbeginn spannend, aber stellenweise sehr brutal, da der Leser die einzelnen Morde aus Sicht der Opfer miterlebt.
Geschildert wird weniger die klassische Ermittlungstätigkeit, da Heck und die Kollegen vor Ort selbst zum Opfer im Katz-und Maus-Spiel des "Fremden" werden. Immer mitten im Geschehen ist man selbst stets auf der Hut, wo der skrupellose Mörder wieder zuschlagen wird und wie das Dorf, das durch den Nebel von der Außenwelt abgeschnitten ist und wenig Hoffnung auf Verstärkung der Polizeikräfte zu erwarten ist, und Heck sich aus der Situation befreien können.

"Der Schattenschläfer" bleibt zwar spannend bis zum Schluss, da sich die Lösung des Falls in dieser Form nicht vermuten ließ. Das Finale empfand ich letztendlich jedoch zu abrupt und des Rätsels Lösung um den "Fremden" ein wenig konstruiert.
Das hält mich allerdings nicht davon ab, einen der Vorgängerromane oder Band 5 "Der Totenspieler" zu lesen, der am 1. August 2016 erscheint.


Mittwoch, 6. Januar 2016

Buchrezension: Kristine Bilkau - Die Glücklichen

Inhalt:

Isabell und Georg sind ein Paar. Ein glückliches. Wenn die Cellistin Isabell spätabends von ihren Auftritten mit dem Orchester nach Hause geht oder der Journalist Georg von seinem Dienst in der Redaktion auf dem Heimweg ist, schauen sie oft in die Fenster fremder Wohnungen, dringen mit ihren Blicken in die hellen Räume ein. Bei abendlichen Spaziergängen werden sie zu Voyeuren. Regalwände voller Bücher, stilvolle Deckenlampen, die bunten Vorhänge der Kinderzimmer. Signale gesicherter Existenzen, die ihnen ein wohliges Gefühl geben. Das eigene Leben in den fremden Wohnungen erkennen. Doch das Gefühl verliert sich.

Mit der Geburt ihres Sohnes wächst nicht nur ihr Glück, sondern auch der Druck und die Verunsicherung. Für Isabell erweist sich die Rückkehr in ihren Beruf als schwierig: Während des Solos zittern ihre Hände, nicht nur am ersten Abend, sondern auch an den folgenden. Gleichzeitig verdichten sich in Georgs Redaktion die Gerüchte, der Verlag würde die Zeitung verkaufen. Währenddessen wird ihr Haus saniert. Im Treppenhaus hängt jetzt ein Kronleuchter, im Briefkasten liegt eine Mieterhöhung. Für die jungen Eltern beginnt damit ein leiser sozialer Abstieg. Isabell und Georg beginnen mit einem Mal zu zweifeln, zu rechnen, zu vergleichen. Jeder für sich. Je schwieriger ihr Alltag wird, desto mehr verunsichert sie, was sie sehen. Die gesicherten Existenzen mit ihren geschmackvollen Wandfarben sagen jetzt: Wir können, ihr nicht. Was vertraut und selbstverständlich schien – die Cafés, Läden, der Park, die Spielplätze mit jungen Eltern –, wirkt auf einmal unzugänglich. Gegenseitig treiben sich Isabell und Georg immer mehr in die Enge, bis das Gefüge ihrer kleinen Familie zu zerbrechen droht.

Rezension:

Isabell und Georg sind ungefähr Mitte 30 bis Anfang 40, verheiratet und haben den kleinen Sohn Matti. Sie leben in einer Altbauwohnung in einer Großstadt, in der Isabell schon mit ihrer Mutter wohnte. Nach der Elternzeit geht sie nun wieder ihrer Arbeit als Cellistin bei einem Musical nach, in den Abendstunden kümmert sich Journalist Georg um Matti.

Isabell ist der Wiedereinstieg in die Arbeitswelt nicht bekommen. Sie zittert und hat Angst Cello zu spielen. Sie lässt sich zunächst krankschreiben und geht wegen Schulterschmerzen zur Physiotherapie. Sie verliert ihre Anstellung und erhält ALG 1. Zur selben Zeit wird auch Georg aufgrund Rationalisierungen bei der Zeitung arbeitslos. Bereits schon zuvor unzufrieden mit der Welt, hängen beide nun völlig frustriert in der Wohnung aufeinander.

Georg träumt vom Aussteigen, einem Leben auf dem Land, als Selbstversorger durch den Anbau von Obst und Gemüse. Isabell ahnt nichts von diesem Traum und könnte sich ein Leben außerhalb der Stadt nicht vorstellen. Sie lässt sich Obst und Gemüse lieber mit der Biokiste liefern und kauft Lebensmittel im Feinkostladen, für Matti Biowäsche und für sich ein überteuertes Abendkleid, das sie ohne Auftritte als Cellistin ohnehin nicht benötigt.

Das Buch schildert den traurigen Alltag eines Ehepaars, das sich nichts zu sagen hat und nicht aus seiner Lethargie herauskommt. Vielleicht sollten sie glücklich sein - bis zum Verlust beider Jobs war objektiv betrachtet auch alles in Ordnung.

Aufgrund der guten Kritiken hatte ich mir viel mehr von dem Roman versprochen. Ich fand jedoch nicht nur die Handlung belanglos, weil einfach nicht viel passierte und das Leben der beiden derart vor sich hinplätscherte, dass man ihnen am liebsten in den Hintern getreten hätte. Auch der Schreibstil der Autorin war für mich zu leblos, fast dokumentarisch, was vielleicht zur Handlung passt, aber für mich einfach kein Lesevergnügen darstellt, so dass ich die "nur" 300 Seiten für mich dahingezogen haben.